Kandidat des Monats (03/2022): Iris Lentjes, HR Expertin

seniors@work: Iris, als Personalleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung in einer ganzen Reihe von namhaften Firmen wie Livit (Uto Albis), MSC, Bombardier und Weka Business Media blickst Du auf eine eindrucksvolle Karriere zurück. Und schon weit vor Deiner Pensionierung hast Du zusätzlich selbständig als Leadership Coach und HR-Beraterin gearbeitet. Heute, mit 69 Jahren, bist Du aktiver denn je. Was ist Dein Geheimnis?

Iris Lentjes: Ich arbeite wahnsinnig gerne mit Menschen, lerne Neues, und freue mich, Veränderungen mitzugestalten. Dafür gibt es kein „Verfallsdatum“. Es ist ein tolles Gefühl, wenn meine Mandaten mit meiner Hilfe ihre Ziele erreichen und ich merke, dass ich gebraucht werde. Gerade im Coaching von Führungskräften ist es von Vorteil, wenn man umfangreiche Lebenserfahrung mitbringt.

seniors@work: Was sind denn die grossen Unterschiede zwischen Anstellung und Selbständigkeit?

Iris Lentjes: In der Selbständigkeit kann ich meine Zeit relativ frei einteilen, das ist ein grosses Plus. Und ich fühle mich mehr wertgeschätzt, als es als Angestellte der Fall war. Dieses direkte, positive Feedback meiner Kunden ist eine wichtige Triebfeder. Ansonsten bin und bleibe ich Dienstleisterin.

seniors@work: Das klingt so, als ob bei Dir der „Dienst“ am Menschen wirklich eine Passion ist?

Iris Lentjes: Das kann man wohl sagen! Bis heute hatte nur meine erste Ausbildung wenig mit Menschen zu tun. Ich bin nämlich gelernte Eisenbetonzeichnerin und habe bereits im ersten Lehrjahr gespürt, dass das nicht zu mir passt. Denn der Kontakt mit Menschen ist mir unglaublich wichtig. Nach dem Abschluss meiner Lehre habe ich mich daher sofort beruflich verändert und auf den Personalbereich konzentriert. Nach verschiedene Weiterbildungen und vielen Persönlichkeitsschulungen war ich dann in mehreren Dienstleistungsunternehmen als Personalleiterin erfolgreich tätig. Und seit 20 Jahren bin ich nun selbstständig als Sparringpartnerin für Führungspersonen und als Personalleiterin in einer KMU (auf Mandatsebene) tätig – immer nah dran am Menschen!

seniors@work: Wie viel arbeitest Du im Moment, und wie lange planst Du, noch beruflich aktiv zu bleiben?

Iris Lentjes: Ich arbeite derzeit ca. 30 Stunden pro Woche und geniesse sowohl die Arbeit als auch die Freizeit. Denn ich muss nicht, ich möchte arbeiten! Ich werde so lange weitermachen, wie ich gesund und lernfähig bin – und natürlich so lange, wie mich die Kunden wollen!

seniors@work: Du warst ja schon selbständig unterwegs, lange bevor es seniors@work gab. Was hat Dich dazu bewogen, Dich bei uns anzumelden?

Iris Lentjes: Die Plattform ist ein tolles Angebot, und Alexis, der Gründer, ist sehr engagiert. Ich finde es sehr wichtig, das es für Leute nach der Pensionierung die Möglichkeit gibt, spannende berufliche Aufgaben zu übernehmen.

seniors@work: Heute ist ja Weltfrauentag. Hast Du basierend auf Deinen beruflichen Erfahrungen einen Rat, den Du jüngeren Frauen mit auf den Weg geben würdest?

Iris Lentjes: Für mich geht es in erster Linie immer um die Menschen, nicht so sehr um Geschlechterrollen. Ganz zentral ist für mich das Miteinander – kein Gegeneinander! Allen jüngeren Frauen kann ich empfehlen: Wenn Du Führen willst, muss es aus dem Herzen kommen. Liebe die Menschen und verbiege dich nicht. Und nimm Dich genauso wichtig, wie die anderen.

Methusalix (franz.: Agecanonix) ist der Dorfälteste. Er ist 93 Jahre alt und gehört zum Dorfrat. Sein Alter hält ihn jedoch nicht davon ab, an den im Dorf auf der Tagesordnung stehenden Keilereien teilzunehmen; er reagiert sogar beleidigt, wenn jemand ihn aufgrund seines Alters schonen möchte. Er setzt seinen Gehstock dabei geschickt als Waffe ein, während die dafür fälligen Retourkutschen oft andere Dorfbewohner treffen, weil er als zu alt zum Geschlagen werden angesehen wird.“

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, Asterix und Obelix haben viele von uns durch die Jugend begleitet. Dass sich aber Methusalix in Basel nieder lässt, überrascht und lässt uns schmunzeln. In der Tat gibt es ein Projekt namens www.methusalix.ch. Es handelt sich um ein Wohnprojekt im Lysbüchel. Neugierig geworden klopfte ich bei unserem Nachbarn, Dieter Häner, an. Er ist Initiant dieses Projekts und wird dort auch einziehen. Aber lesen Sie selber:

Lieber Dieter, du bist auf der Homepage von Methusalix genannt. Wie kommt es dazu?

Das Projekt Methusalix geht auf meine Initiative zurück; anfänglich noch unter der biederen Bezeichnung «Wohnen im Alter». Diese Bezeichnung umfasst die Grundidee, doch das Alter sollte mit einem Augenzwinkern angedeutet werden, so kam ich auf Methusalix. Auf der Homepage wird der Vorstand der Wohnbaugenossenschaft methusalix vorgestellt und da erscheine ich als Kassier.

Ihr seid eine Gruppe von Leuten, welche dieses Wohnprojekt planen und durchziehen. Wie seid Ihr dazu gekommen?

Wir sind 9 Parteien mit insgesamt 13 Leuten, die sich im Verlauf des Projektes gefunden haben. In der ersten Phase waren wir eine Kerngruppe von vier Leuten, es stiessen immer wieder interessierte Freunde und Bekannte dazu (und einige verabschiedeten sich wieder), bis zum Schluss die jetzige Bewohnerschaft feststand.

Wie viele Jahre im Voraus plant man ein solches Projekt?

Von verschiedenen Seiten habe ich gehört, dass es schwierig bis unmöglich ist, ein solches Projekt zu planen, ohne ein konkretes Objekt vorzeigen zu können. So war es auch mit methusalix. Meine Vorstellung einer altersgerechten Wohnform bestand schon seit längerer Zeit, aber erst als die Ausschreibung für die Überbauung des Lysbüchelareals veröffentlicht wurde, konnte ernsthaft mit der Planung begonnen werden. Das war in unserem Fall vor etwas mehr als drei Jahren. Ende April 2021 ziehen die ersten Parteien ein.

War es schwierig, ein geeignetes Neubauprojekt zu finden? Oder habt Ihr auch bestehende Altbauten angeschaut?

Wenn ein Wohnprojekt nicht nur alle Vorgaben für altersgerechtes Wohnen erfüllen soll, sondern auch noch den Forderungen nach Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und kostengünstigem Wohnraum gerecht werden soll, ist es nur mit einem Neubau zu erreichen. Einen Altbau so zu renovieren würde den Kostenrahmen bei weitem sprengen. Es ist zu betonen, dass ein Neubau auf Stadtgebiet mit kostengünstigen Mietzinsen nur dann realisiert werden kann, wenn das Bauland im Baurecht abgegeben wird. In Basel ist es die Stiftung Habitat, die in vorbildlicher Weise viele ihrer Grundstücke zur Verfügung stellt.

Als im Frühjahr 2018 die Überbauung «Lysbüchel Süd» ausgeschrieben wurde, haben wir uns mit einem Vorprojekt dafür beworben.

Wie finanziert sich ein solches Projekt?

Um ein solches Projekt finanzieren zu können, muss man genau wissen, welche Möglichkeiten der Wohnbauförderung eingesetzt werden können. Wir hatten das Glück, in unserem Freundeskreis einen Architekten zu finden, der ein ähnliches Wohnprojekt mit seinem Büro bereits fertiggestellt hat. Nach dem Zuschlag der Stiftung Habitat gingen wir daran, eine Wohnbaugenossenschaft zu gründen. Denn nur mit einer geeigneten Organisationsform (es könnte auch ein Verein oder eine Gesellschaft sein) können der Baurechtsvertrag und die Anträge auf günstige Darlehen abgeschlossen resp. eingereicht werden.

Ich nehme an, in der Kerngruppe seid Ihr alle bereits pensioniert. Was für fachspezifische Berufe waren für den Aufbau von Methusalix gefragt?

Nein, es sind noch nicht alle pensioniert. Gefragt sind vor allem Berufe, die mit Bauen und Einrichten zu tun haben, und jemand, der sich ein wenig mit Finanzen auskennt. Aber ein gutes Architekturbüro nimmt einem viele Probleme und Aufgaben ab.

Habt Ihr über Vor- und Nachteile des Zusammenlebens diskutiert?

Die Situation stellt sich folgendermassen dar: wir haben 5 2-Zimmer und 4 3-Zimmerwohnungen, alle mit Küche, Nasszelle und Balkon. Es kann demnach jede Partei für sich leben, ohne sich um die andern zu kümmern. Die Idee ist aber, dass unter den Bewohnerinnen und Bewohnern ein reger Kontakt gepflegt wird. Dazu dient einerseits ein grosszügiges Treppenhaus mit Sitzbank pro Stockwerk und Bepflanzung. Wir möchten die Leute animieren, die Treppe zu nehmen (solange es geht) und unterwegs vielleicht zu einem Schwätzchen einen Halt einzulegen. Andererseits haben wir im Erdgeschoss ein Vereinslokal eingerichtet, das auch von den Bewohnern genutzt werden kann. Vorgesehen sind Filmabende, Konzerte, Lesungen oder Festivitäten. Daraus ergeben sich eigentlich nur Vorteile, Nachteile sind bis jetzt – keine erkennbar.

Kennst du Seniors@Work?

Seniors@Work kenne ich nur von PR-Auftritten in der Öffentlichkeit.

Wenn in Eurer Gruppe ein Teil des Know-hows fehlt: könnte Euch das Wissen der Seniorinnen und Senioren von Seniors@Work dienlich sein?

Was einer ähnlichen Gruppe fehlen könnte, sind buchhalterische Fähigkeiten, Organisationstalente, Leute mit einem Flair für Hauswartung.

Lieber Dieter, ich wünsche Euch ganz herzlich viel Erfolg mit Eurem hochspannenden und innovativen Projekt!

Du hast mir noch den folgenden Tipp gegeben: „In der Originalversion von «Asterix und Obelix» tritt Methusalix als Agecanonix auf. Methusalix (frz. Agecanonix, „kanonisches Alter“, d.h. „uralt“) ist ein Veteran der Schlachten von Gergovia und Alesia und schon lange der Dorfälteste.»

Solltest du der Dorfälteste der Gemeinschaft in Basel werden, hoffe ich doch sehr, dass sich alle respektvoll vor dir verneigen! 😉

Und herzlichen Dank für das Interview.

Beatrice Isler

www.methusalix.ch

Im Februar 2021 erreichte mich die Stellungnahme des Vereins Fundus Basel zur neuen Vision für die Alterspolitik „Gut und gemeinsam älter werden in Basel-Stadt“. Verein Fundus? Was ist denn das für eine Organisation? Meine Neugierde war geweckt, und ich suchte den Kontakt zu dieser Anlaufstelle. An einem kalten Dienstag-Vormittag im März fuhr ich deshalb an die Hammerstrasse 160, um Näheres über Fundus zu erfahren. Begrüsst wurde ich auf das Freundlichste von Nicole Tschäppät, der Geschäftsleiterin.

Die Hammerstrasse 160 zu finden, ist zwar nicht schwer, jedoch muss man sehr aufmerksam sein, um den Innenhof mit den verschiedensten Ateliers nicht zu verpassen. Fundus Basel ist dort seit Kurzem in einem Atelier eingemietet und hat also eine offizielle Adresse. Ein grosser Raum mit zwei Computern, einem gemütlichen Tisch mit Stühlen sowie die üblichen Büroschränken bestücken den Raum. Auffällig: ein Veloanhänger sowie ein grosser Ständer mit den verschiedensten Broschüren und Flyern von vielfältigen Organisationen und ihren Angeboten. Augenfällig: hier ist eine Netzwerkerin am Tun!

Nicole Tschäppät erzählt, dass sie ihre beruflichen Sporen in der Quartierarbeit abverdient hat, bedingt durch ihre Ausbildung als soziokulturelle Animatorin. Im Jahr 2017 leitete sie ein Quartierprojekt im Hirzbrunnen, als ihr Fachpersonen aus drei Organisation die Frage stellten, wie denn die Situation von Seniorinnen und Senioren im 4. Lebensalter im Schoren aussehe. Aber wie erreicht man Seniorinnen und Senioren? Wie kann man Seniorinnen und Senioren aus der Einsamkeit herausholen? Was für Bedürfnisse bestehen überhaupt?

Auf meine Frage hin erläuterte mir Frau Tschäppät, sie habe deshalb viele Organisationen zu einem Netzwerktreffen eingeladen, an welchem besprochen wurde, wie schwer erreichbare Senioren und Seniorinnen besser erreicht werden können. Als erste Massnahme lancierte Nicole Tschäppät mit dem Netzwerk im 2018 die Veranstaltungsreihe „Selbständig im Alter“, welche verschiedene Altersfragen thematisiert und im Quartier stattfindet. Jedoch merkte sie, dass es ältere Menschen gibt, die zwar gerne an eine Veranstaltung kämen, aber körperlich zu schwach, zu müde, zu betagt seien, den Weg unter die Füsse zu nehmen. Kurz und gut: für die zweite Veranstaltungsreihe im 2019 organisierte sie einen Abholdienst. Und die Veranstaltungsreihe war ein Erfolg.

2019 formierte sich der Verein Fundus Basel, erzählt mir Nicole Tschäppät, als konkrete Folge ihrer Altersarbeit im Projekt, den Rückmeldung der Organisationen und Beobachtungen, Umfragen und Analysen. Sie selber ist zu 60% als Geschäftsführerin angestellt. Vorstand und Helfende arbeiten ehrenamtlich. Frau Tschäppät macht zweimal zwei Stunden pro Woche Basisarbeit. Konkret heisst das, sie steht mit ihrem Veloanhänger, den Stühlen, einem Klapptisch und dem Flyerständer immer an den selben neuralgischen Orten in der Nähe zweier Einkaufszentren und sagt den Vorbeigehenden einfach nur „grüezi“ und signalisiert Gesprächsbereitschaft.  Sie erwirbt sich das Vertrauen der Menschen, die teilweise auch neugierig fragen, was sie da mache. So ergeben sich Gespräche und Nicole Tschäppät kann erkennen, wo es Probleme gibt. Sie triagiert zum Beispiel bei finanziellen Problemen, sozialer Isolation oder gesundheitlichen Themen und sie vermittelt den Hilfesuchenden Begleitung: für den Coiffeurbesuch, für den Gang zum Amt, zum Einkaufen oder schlicht nur für einen Spaziergang.

Und wie ist jetzt das mit den Freiwilligen? frage ich nach.

Rund 15 Freiwillige haben schon irgendeine Aufgabe übernommen. Manche Aufgaben sind nach einem Termin abgeschlossen, andere werden zu Tandems, die über lange Zeit bestehen bleiben. Wichtig ist dabei, die Hilfesuchende und den Freiwilligen gut zu kennen, um sie sorgfältig kombinieren zu können. Frau Tschäppät erzählt begeistert von der 20jährigen Frau, welche grosse Freude hat, eine 93jährige zu betreuen. Die 20jährige hat nun eine „Grossmutter“, die 93jährige freut sich über eine „Enkelin“. Diese beiden Damen funktionieren als Tandem total autonom. Dieses Arrangement begann, als während des ersten Lockdowns die junge Frau für die alte Dame einkaufen ging.

Nicole Tschäppät verweist auch auf ein Tandem, welches aus einem 80jährigen Witwer und einer 91jährigen Dame besteht. Er ist fit und begleitet sie fürsorglich jede Woche zu verschiedenen Terminen. 

Frau Tschäppät betont, dass Nachhaltigkeit wichtig ist, d.h. ein solches Paar sollte längere Zeit miteinander kutschieren können, damit auch das Vertrauen wächst. Die Chemie zwischen den beiden Personen muss absolut stimmen.

Der Wirkungskreis von Fundus Basel beschränkt sich ja zur Zeit auf das Hirzbrunnenquartier, welches von den Nationalitäten her ein gemischter Stadtteil ist. Wie ist es mit den Menschen mit Migrationshintergrund?

Drei Stunden pro Woche wird Frau Tschäppät von einer türkischen Dolmetscherin begleitet. Es ist sehr hilfreich, eine Person zur Seite zu haben, welche Kultur und Sprache türkischer Bewohnerinnen und Bewohner kennt. Mobile Altersarbeit heisst auch, in einem Strassenzug überall dort zu klingeln, wo ein türkischer Namen angeschrieben steht. Dies ist zwar Knochenarbeit, jedoch unglaublich bereichernd. Sehr viele sehr gute Gespräche entstehen daraus und manche Seniorin oder mancher Senior erkennt, dass sie oder er niederschwellige Hilfe suchen kann und darf.

Geht es um weitere Sprachen oder Nationalitäten, so sind dies bei den Seniorinnen und Senioren im Hirzbrunnen nach den Erfahrungen von Nicole Tschäppät vor allem Seniorinnen und Senioren mit Spanischem oder Italienischem Hintergrund. Da reichen Nicole Tschäppäts italienische Kenntnisse für die Verständigung. Und für eine ausführlichere Betreuung ist sie so gut vernetzt, dass sie die Hilfesuchenden auf direktestem Weg z.B. zur GGG Migration, zum Roten Kreuz beider Basel oder zu einer anderen Institution weiter verweisen kann.

Auf Seniors@Work angesprochen, erläutert Frau Tschäppät, dass „ihre“ Seniorinnen und Senioren wohl keine Energie (mehr) hätten und nicht (mehr) so verlässlich seien, einen bezahlten Job anzunehmen. Ihre Klientschaft ist schon in einem höheren Alter. Allerdings wäre es natürlich toll, wenn Fundus Basel freiwillige Helfende finden könnte, eventuell sogar via Seniors@Work. Leider kann die Klientschaft von Fundus Basel oft keine Honorare für Begleitungen zahlen. Aber wie so oft in der Freiwilligenarbeit: man verzichtet auf Cash, bekommt aber unbezahlbare soziale Kontakte geschenkt, lernt tolle Menschen kennen und erlebt Projekte und Lebenssituationen, die man sonst nie erfahren hätte. Freiwilligenarbeit ist nie eine Einbahnstrasse.

Ganz zum Schluss sinniert Nicole Tschäppät darüber, dass sich der Sozialraum eines Kindes nach und nach erweitert, jedoch im Alter das Fenster nach und nach wieder schliesst. In unserer Stadt gäbe es die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA), die genau das gleiche wie Fundus Basel macht, halt einfach für die Jungen. Für die ältere Generation existiere nichts. Deshalb hofft sie – und ich mit ihr – dass Fundus Basel auf finanziell sichere Beine gestellt werden kann (noch ist es sehr unsicher!). Und dass der Perimeter ihres Wirkens auch auf andere Quartiere ausgeweitet wird.

Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Ich bin beeindruckt über das Engagement und das Feuer von Frau Tschäppät. Und ich persönlich bin sowieso der Meinung, dass solche bottom-up-Projekte sehr viel nachhaltiger sind, als top-down angeordnete Massnahmen.

Herzlichen Dank dem Verein Fundus Basel und Nicole Tschäppät alles Gute!

Beatrice Isler

www.fundus-basel.ch

Kennen Sie die Senioren-Universität? Ich nehme an, Sie als aktive Teilnehmende bei Seniors@Work sagen sicher „na klar!“

Kürzlich „schneuggte“ ich auf der Website der Seniorenuni und schaute mir die Themen an, die für den Zeitraum Oktober 2020 bis Frühsommer 2021 vorgesehen sind. Und ja, ich gebe es ehrlich zu, ich musste schmunzeln: ein Grossteil der Gastvorträge bezieht sich auf Gesundheitsthemen. Rückgrat / Psychotherapie / Mikroben / Ei bis Embryo / Notfälle / Gedächtnisverlust / Parkinson und einige weitere gesundheitliche Inhalte sind aufgelistet. Natürlich gibt es auch die anderen Vorträge, diejenigen über Erbrecht, über den Kosmos, über die Emanzipation der Frau, über Globalisierung, Musik und Maschinen u.v.m. Aber aus zuverlässiger Quelle weiss ich, dass die Gesundheitsvorträge – finden Sie im Hörsaal der Universität statt – äusserst gut besucht sind. Mann oder Frau muss frühzeitig gehen, will er oder sie einen Sitzplatz.

Warum beschäftigt uns Gesundheit so sehr? Vor allem im Alter?

Ich gebe es zu: ich habe in jungen oder jüngeren Jahren nur wenige Minuten über die Gesundheit nachgedacht. Zu viel Anderes war in meinem Leben präsent. Aber je älter ich werde, desto mehr rücken da und dort Zipperlein in den Vordergrund und damit verbunden auch diffuse Ängste. Ich überlege mir aktiv, wie es weitergeht, überlege bei Grossprojekten, die eine Stadt wie Basel plant, ob ich sie überhaupt noch erlebe. In meiner Stammfamilie bin ich nun schon seit 2005 die Älteste. Eltern und Bruder – alle sind gestorben. Ich mache mir Gedanken über unsere Wohnsituation und wie wir am Besten noch lange unabhängig bleiben können: was müssen wir dafür in die Wege leiten – vor allem jetzt schon, so lange wir noch gesund und munter sind? Werde ich noch dabei sein können, wenn unser jüngstes Enkelkind einen Beruf erlernt, Hochzeit feiert, mich vielleicht zur Urgrossmutter befördert?

Mit all dem irgendwie pragmatisch umzugehen und sich nicht in eine absackende Stimmung ziehen zu lassen, ist eine Herausforderung. Und genau dafür ist meiner Meinung nach die Idee Seniors@Work Gold wert. Seniors@Work hat sich ja zum Ziel gesetzt, das Potential von Seniorinnen und Senioren zu nutzen. Dieses Potential umfasst fachliche Fähigkeiten, sicher aber auch den nicht zu unterschätzenden Erfahrungswert über das Leben an und für sich. Wer schon Jahre auf dem Buckel mit sich trägt, ist nicht per se verkalkt, sondern hat den Blick von Jahrzehnten. Und in diesem Blickwinkel spiegeln sich neue Situationen und bekommen eine weitere Dimension.

Kurz und gut: es gibt nichts Besseres, um gegen das Alter anzugehen, als sich zu engagieren. Wider die Zipperlein! Wider die diffusen Ängste! Und für einen klaren Blick und viel Freude.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich grüsse Sie herzlich! Bleiben Sie gesund! Und vielleicht sehen wir uns an der Seniorenuni?

Und übrigens: Es soll mir ja keiner kommen und sagen, Seniorinnen und Senioren seien nicht wandlungsfähig! Die Seniorenuni funktioniert in Coronazeiten per Zoom! Wie so vieles andere auch. Und „wir Alten“ sind in der Digitalisierung an vorderster Front mit dabei! Jawoll!

Beatrice Isler

Was machen Seniorinnen und Senioren, wenn sie pensioniert werden?

Obiges habe ich mich schon ein paar Mal gefragt. Natürlich gibt es diejenigen, die sich voller Elan auf ein weiteres Berufsleben stürzen. Dann gibt es jene, die aufgehen im Grosskinder hüten. Und jene, die sich die Reisen ihres Lebens gönnen.

Als langjähriges, ehemaliges Mitglied der Einbürgerungskommission bin ich aber immer wieder über Einbürgerungswillige in höherem Alter „gestolpert“. Ich nahm deshalb mit Dr. Stefan Wehrle, dem Präsidenten der Einbürgerungskommission, Kontakt auf und wollte von ihm Näheres zum heutigen Stand der Dinge wissen. Das Interview kommt in der Du-Form daher, war er doch sechs Jahr mein „Chef“ in der Kommission und noch immer sind wir in relativ engem Kontakt via Bürgergemeinde der Stadt Basel.

Lieber Stefan, immer wieder gibt Seniorinnen und Senioren, die den Weg der Einbürgerung auf sich nehmen. Sind es viele?

Bei den AusländerInnen waren es im vergangenen Jahr relativ wenige: Bei insgesamt 703 Gesuchen stammten 15 Gesuche von Pensionierten (7 Frauen und 8 Männer, wovon je drei über 70 Jahre alt waren). Deutlich höher lag hingegen mit 7 von 86 Gesuchen der prozentuale Anteil der Pensionierten bei den SchweizerInnen, welche im Jahr 2020 BaslerIn geworden sind; von diesen 5 Frauen und 2 Männern waren zwei Frauen und ein Herr älter als 70 Jahre.

In diesem Zusammenhang weise ich gerne darauf hin, dass alle BezügerInnen von Ergänzungsleistungen seit anfangs Jahr sowohl bei der Bürgergemeinde der Stadt Basel als auch beim Kanton Basel-Stadt nur die halben Einbürgerungsgebühren zahlen.

Kann es sein, dass die Seniorinnen und Senioren den Einbürgerungsprozess schätzen? Ich meine damit die von der Bürgergemeinde angebotenen Kurse?

Die von uns angebotenen Einbürgerungskurse „Kompaktkurs“ und „Fit für Basel“ werden allgemein sehr geschätzt. Nach der feierlichen Bürgerbriefübergabe im Stadthaus sind zudem alle NeubürgerInnen unter dem Titel „Basel besser kennenlernen“ zu zwölf exklusiven Angeboten eingeladen – allein deshalb lohnt sich die Einbürgerung !

Meines Wissens sitzen auch Seniorinnen und Senioren in den beiden Kammern der Einbürgerungskommission (der Zeitaufwand ist ja beträchtlich!). Wie viele sind es zur Zeit?

Von den insgesamt 12 Kommissionsmitgliedern befinden sich derzeit vier im Pensionsalter.

Warum lassen sich überhaupt Menschen im hohen Alter noch einbürgern?

In erster Linie wegen ihrer emotionalen Verbundenheit zu Basel.

Aufbewahrt habe ich das Einbürgerungsgesuch einer hundertjährigen Schweizerin, welche schrieb, ihr Wunsch sei es, als Baslerin zu sterben. 

Wird das Einbürgerungsgespräch dem Alter angepasst?

Jawohl. Unsere ca. viertelstündigen Einbürgerungsgespräche mit AusländerInnen erfolgen angepasst an ihre individuellen Verhältnisse unter Berücksichtigung von Alter, Herkunft, Bildung usw.

Sind es also eher die aktiveren Personen, die diesen immerhin rund zweijährigen Weg auf sich nehmen?

Tendenziell schon.

In Basel-Stadt dauert das ganze Einbürgerungsverfahren bei AusländerInnen 16 bis 18 Monate, bei SchweizerInnen drei/vier Monate.

Gibt es im Umfeld der Bürgergemeinde Basel Institutionen, bei welchen Seniorinnen und Senioren aktiv mitarbeiten können?

Sehr gerne weise ich auf die Möglichkeit hin, sich beim Bürgerspital freiwillig zu engagieren. Rund 100 Frauen und Männer unterstützen die BewohnerInnen unserer Pflegezentren und Wohnhäuser bei den täglichen Erledigungen oder helfen mit, ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen:

www.bsb.ch/Ueber-uns/Karriere/Freiwilliges-Engagement.html

Kennst du seniors@work, www.seniorsatwork.ch ? Wie schätzt du diese Plattform ein?

Auch diese Plattform ist für beide Seiten eine tolle Sache !

Lieber Stefan, ich danke dir für deine ausführliche Auskunft und wünsche dir, der gesamten Einbürgerungskommission und der Bürgergemeinde der Stadt Basel nur das Beste. Bleibt gesund!

www.bgbasel.ch

Beatrice Isler

Frau Professor Daniela Finke und Herr Daniel Wiener sind mir beide bekannt über komplett verschiedene Kanäle. Als ich dann hörte, dass Seniors@Work und KOSMOS in Kontakt sind und eine gute Vernetzung sinnvoll ist, bat ich die beiden Gründungsmitglieder zu einem Interview, welches wir ganz coronakonform per Email durchführten.

Lassen Sie sich, liebe Leserin, lieber Leser, überraschen, wo auf dem Bruderholz sich „das Weltall ordnet“ und was für ein tolles Projekt hier entsteht.

Sie beide, Frau Prof. Finke und Herr Wiener, sind beide Gründungsmitglieder von KOSMOS Basel. KOSMOS…. was ist das eigentlich?

KOSMOS bezeichnet einen neuen Schaffens- und Erlebnisraum für Seniorinnen und Senioren bei der Sternwarte in Basel. Es tönt, als ob der Name etwas mit dem Standort zu tun hätte. Doch er stand lange fest, bevor wir die Gelegenheit bekamen, das Gebäude des ehemaligen Astronomischen Instituts der Universität Basel zur Miete zu übernehmen. Vielleicht gilt in diesem Fall ganz besonders: Nomen est Omen. An der Venusstrasse 7 in Binningen entsteht ein Freiraum, den Seniorinnen und Senioren zur Realisierung ihrer eigenen Ideen nach der Pensionierung nutzen können. Priorität haben aber nicht private Ateliers oder Werkräume, sondern Angebote von Seniorinnen und Senioren für alle Generationen. Zum Beispiel in Bereichen wie Musik oder Gesundheit, Bewegung oder Reisen. Dazu werden, sobald Corona etwas abebbt, auch Veranstaltungen, gemeinsamer Gartenbau, Sport oder „Co-Working Spaces“ kommen. Unser Haus verfügt über viele verschiedene Räume incl. Aula, Seminarraum und Teeküche. Wir kuratieren einen bunten, spannenden Mix aus Freizeit-Tätigkeiten und Arbeit. Dazu vermitteln wir auch Arbeit ausserhalb der KOSMOS-Räumlichkeiten, teilweise in Zusammenarbeit mit Seniors@Work. Denn viele Menschen möchten ihre Fähigkeiten auch weit über ihre Pensionierung hinaus nutzen, auch zum Geld verdienen.

Wie kommen Sie beide dazu, gemeinsam ein solches Sozialprojekt zu starten? Was war der Auslöser?

Wir haben uns vor bald drei Jahren an einer Innovations-Konferenz in Zürich kennen gelernt, wo wir zufällig in einem Vortrag nebeneinander sassen. Bald realisierten wir, dass uns neben dem gemeinsamen Wohnort Basel ein Interesse am Thema Alter und Arbeit verbindet. Bei der Kontaktaufnahme mit dieser „Szene“ lernten wir eine ganz neue Welt kennen.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schwierig es ist, an Räumlichkeiten für solche Projekte zu kommen. War die Sternwarte ein glücklicher Zufall?

Ja, das Haus war ausgeschrieben, und wir haben uns mit einem Konzept beworben, das offenbar überzeugte.

Gibt es bei KOSMOS eine Vereinsstruktur? Kann man hier Mitglied werden? Wenn ja, was kostet es?

Gute Idee! Wir haben noch nie daran gedacht, einen Verein zu gründen, aber das sollten wir uns ernsthaft überlegen. Träger sind zurzeit die „Culture of Change Stiftung“, die auch noch andere Aktivitäten unterstützt sowie wir zwei als einfache Gesellschaft. Wir tasten uns an die richtige Struktur heran. Im Moment denken wir, ein Sozialunternehmen wäre erstrebenswert, aber vielleicht ergänzt durch einen Verein, wie Sie vorschlagen.

Wen wollen Sie konkret ansprechen?

Alle Seniorinnen und Senioren, die Räume für Aktivitäten, unternehmerisch tätig sein wollen oder einfach Arbeit suchen, um ihre Fähigkeiten weiter zu nutzen, sei es freiwillig oder bezahlt. Wir wollen „moderierte Arbeitsplätze“ anbieten. Was heisst das? Wir führen Gespräche mit potenziellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie mit Menschen über 65, um deren Bedürfnisse und Möglichkeiten kennen zu lernen und zusammenzuführen. Dabei geht es nicht zuletzt darum, auf der einen Seite Vorurteile abzubauen und auf der anderen Seite Selbstvertrauen zu fördern.

Ich sehe auf der Website www.kosmosbasel.ch, dass es eine digitale Buchungsplattform geben wird, mit welcher Seniorinnen und Senioren aus einem breiten Spektrum Angebote und Aktivitäten auswählen können. Ältere Menschen ohne Computer sind davon ausgeschlossen. Wie wollen Sie diese erreichen?

Nicht alles läuft digital, wie wir schon dargelegt haben. Und wir vertrauen in die Lernfähigkeit, auch von älteren Menschen. Und wir wollen diese auch gezielt fördern.

Und apropos: Sie schreiben von einem Shuttleservice, der die Erreichbarkeit des Hauses gewährleistet. Wie ist das angedacht?

Gegenwärtig laufen Gespräche mit der Gemeinde Binningen und mit der BLT. Die Gemeinde hat schon lange den Plan, das angrenzende Bruderholz mit dem öffentlichen Verkehr zu erschliessen. Das wussten wir nicht, bevor wir Kontakt aufnahmen. Aber es gibt hier oben noch weitere Aktivitäten wie das Sonnenbad, Familiengärtner, einen Hofladen oder den meteorologischen und den astronomischen Verein, um nur ein paar Beispiele zu nennen, die von einem solchen Linienbus träumen. Zudem ist der Friedhof Binningen bisher schlecht angebunden, und es gibt viele Spaziergänger. Alle zusammen schaffen wir es möglicherweise, die Nachfrage zu generieren, die es für einen solchen Shuttle braucht. Dieser wäre dann ins Tarifsystem des TNW eingebunden.

Sie beide kennen die Plattform Seniors@Work und dessen Gründer Alexis Weil. Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?

Seniors@Work ist weitherum bekannt. Wir wurden nicht zuletzt vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, dessen Vorsteher in unserem Beirat ist, ermutigt, mit Alexis Weil Kontakt aufzunehmen. Der Austausch war äusserst positiv und offen. Wir haben auch bereits begonnen, konkret zusammen zu arbeiten, indem wir Mitarbeitende aus dem Pool von Seniors@Work für unsere Pinselrenovation des Hauses auf dem Margarethenhügel engagiert haben.

Wie stellen Sie sich eine weitere Zusammenarbeit vor?

Wir gehen allgemein Schritt für Schritt vor. Probieren aus und behalten, was sich bewährt, verwerfen, was nicht so gut funktioniert. Das nennt sich „agile“ Projektentwicklung. So bauen wir auch die Zusammenarbeit mit Seniors@Work auf. Bisher läuft es sehr gut, und wir können uns vorstellen, enger zu kooperieren.

Frau Prof. Finke und Herr Wiener, ich wünsche Ihnen sehr herzlich viel Glück und viel Erfolg für ihr ausserordentlich spannendes Projekt. Alles Gute und bleiben Sie gesund!

Und an „meine“ Leserinnen und Leser folgt der Aufruf: bei weiteren Fragen, Ideen, Engagement… wenden Sie sich an KOSMOS!

www.kosmosbasel.ch

Beatrice Isler

Ich kenne Werner Wassermann schon seit vielen Jahren. Seine grosse Gestalt, sein fröhliches Lächeln, seinen Humor und seine herzensgute Art waren viele Jahre Programm im Gundeli. Immer wieder liefen wir uns über den Weg, an diesem Fest, an jenem Anlass oder einfach auf der Strasse, da das „Momo“ ja bei uns quasi um die Ecke liegt. Und immer noch ist er dem Gundeli verbunden, vor allem auch mit einem ehrenamtlichen Posten in einer Institution, welche schon sehr lange am Winkelriedplatz still und unaufgeregt gute Taten vollbringt: dem Treffpunkt Gundeli.



Lieber Werni, du hast lange Jahre das Alters- und Pflegeheim Momo an der Bruderholzstrasse geleitet. Gibt es ein herausragendes Erlebnis, welches dir aus deinen langen Berufsjahren in Erinnerung geblieben ist?

Ich durfte viele besondere Menschen kennenlernen und hatte viele Ereignisse, welche mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Aber ein Highligt war, als wir eine 92-jährige rollstuhlabhängige Dame hinten auf meinen Ultraleichtflieger hievten und ich mit ihr eine stündige Tour übers Elsass flog. Die Dame erzählte mir dabei, dass sie als 16jähriges Mädchen zum ersten Mal auf dem ersten Basler Flugfeld „Sternenfeld“ einen Rundflug machen durfte und dass sie als 32jährige Frau das Matterhorn bestiegen hat.


Seit wann bist du pensioniert?

Ich wurde im Februar 2016 mit 67 Jahren pensioniert.



Geniesst du die Pension?

Ja, ich geniesse die Zeit. Meine jetzige Frau eröffnete ein Jahr vor meiner Pensionierung ihre Praxis für medizinische Massagen. Als ich pensioniert wurde, zog die Praxis an, meine Frau kann ihre vielen Termine wahrnehmen, weil ich für unseren, nun 9jährigen Sohn da sein kann und daneben meine Rolle als Hausmann lebe.



Das Gundeli hat dich noch nicht losgelassen: Du engagierst dich in der Freiwilligenarbeit. Genau gesagt beim Treffpunkt Gundeli und – ich glaub neu – als Präsident? Was bietet der Treffpunkt Gundeli genau?

Unser Treffpunkt bietet armen und einsamen Menschen unserer Gesellschaft eine warme Stube, die Möglichkeit, sich während 5 Tagen in der Woche gesund und günstig zu ernähren, Spiele zu machen, Zeitschriften zu lesen (Obdachlose dürfen bei uns auch duschen), Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen sowie direkte Unterstützungen (Sozialarbeit) und Vermittlungen mit Ärzten oder Ämtern, Hilfe bei Schreiben und Steuererklärungen u.v.m.



Warum engagierst du dich? Wieso hast du dich zum Präsidenten wählen lassen?

Unsere liebste und beste Freundin, Pia Weisskopf, war bis zu ihrem frühen Tod die erste angestellte Stellenleiterin im damaligen „Treffpunkt für Stellenlose“. Obwohl ich nebst meinen anderen Ehrenämter (Förderverein Momo, Bebbi-Bängg) meinen Hausmannpflichten und meiner Mithilfe im
Momo keinen Nebenjob mehr gesucht habe, hat mich diese Freundschaft zu Pia „verpflichtet“ mich für „ihren“ Treffpunkt und „ihre“ Männer einzusetzen.


Wie viel Prozente umfasst dein Engagement?

Im Moment sind das etwa 15%, also so um die 6,5 Stunden in der Woche



Eure Klientinnen und Klienten: kannst du sie beschreiben? Konkret: sind es alles Langzeitarbeitslose? Frauen? Männer? Junge? Alte?

IV – und Altersrentner, arbeitsunfähige Menschen, Menschen in einem schwierigen Lebensabschnitt,
zu 2/3 Obdachlose oder sonst völlig verarmte Menschen, zu 1/3 vereinsamte Menschen. 85% Männer und 15% Frauen.



Ihr bietet auch Arbeitseinsätze an. Was für Arbeitseinsätze sind das in aller Regel?


Arbeitseinsätze meist Kurzeinsätze eigentlich nur noch Zusammen mit dem Job-Shop. Unsere Leute sind für „normale“ Arbeiten nicht mehr vermittelbar. Aus diesem Grund haben wir vor Jahresfrist auch unseren Treffpunkt für Stellenlose in Treffpunkt Gundeli umgetauft



Kennst du Seniors@Work?


Seniors@Work kenne ich, wir haben, als unser Koch während der ersten Coronawelle krank wurde, sogar überlegt, via dieser Plattform einen Aushilfskoch zu suchen. Dadurch dass die Stellenleiterin ebenfalls vom Virus gepackt wurde, mussten wir unseren Treffpunkt vorübergehend schliessen – die Anfrage hat sich damit erübrigt.



Könnte es sein, dass das Angebot von Seniors@Work einer Klientin oder einem Klienten aus dem Treffpunkt helfen würde?

Von den heutigen Besuchern des Treffpunktes denke ich, dass keine zu vermittelnde Person dabei ist. Vielleicht (gerade durch die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise) ändert sich das in naher Zukunft – jedenfalls werden wir vom Treffpunkt dieses Angebot im Hinterkopf behalten.


Lieber Werni, ich danke dir sehr herzlich für dein grosses Engagement und nicht zuletzt für dieses Interview. Ihr tut Gutes. Zeit, dass wir darüber reden!

Bleibt gesund!

https://www.treffpunktgundeli.ch/

Seniors@Work ist für den von der Gruppe23.ch lancierte Prix BÂLEence nominiert. Ein weiterer Meilenstein im Aufschwung unseres innovativen Startup-Unternehmens zu Gunsten von Seniorinnen und Senioren. Ich gratuliere herzlich, denn schon eine Nomination ist ein grosser Schritt.

Ich schreibe von Innovation. Aber was ist damit gemeint? Innovation, allgemein gedeutet, bezeichnet „in den Wirtschaftswissenschaften für die mit technischem, sozialem und wirtschaftlichem Wandel einhergehenden (komplexen) Neuerungen.“

Innovation ist auch ein Prozess, die Weiterentwicklung einer Idee, unter Abwägung sämtlicher angrenzender Puzzleteile. Diese Puzzleteile heissen Unternehmertum, Engagement, Hartnäckigkeit. Es braucht eine soziale Haltung, ein offenes Ohr und eine Weitsicht, um nicht letztlich an der eigenen Engstirnigkeit zu scheitern. Und es braucht Mut!

Diejenigen, die von diesem Mut profitieren können, sind Sie alle, liebe Leserin, lieber Leser. Die sogenannte „Silver Society“ profitiert von einem Jungunternehmer. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Und auch die Wirtschaft profitiert vom innovativen Gedanken, eine Plattform
zu schaffen, in der sich Gebende und Nehmende auf Augenhöhe begegnen können. Hier geht es aber nicht nur um Mut, sondern auch um Erfahrung, um Wissensaustausch. Zu viel geht sonst verloren.

Waren Sie schon im neu renovierten Saal des Stadtcasinos? Konnten Sie die neue Orgel schon bewundern? In der neuen Orgel paart sich jahrhundertealte Tradition mit neuster digitaler Technik. Mich persönlich beeindruckt vor allem das Wissen um den Bau einer Orgel. Neuste Technik in Ehren – für richtig gestimmte Orgelpfeifen in der perfekten Legierung
braucht es fernab von industrieller Herstellung Präzisionshandwerk und Wissen.

Oder lassen Sie mich vom Schuhmacher erzählen. Fast alle unsere Schuhe hat er bisher geflickt. Er hat neue Riemchen angesetzt, für Flickarbeit den richtigen Faden gehabt. Zuletzt ging er für ein paar Sommerschuhe von mir sogar auf die Suche nach dem richtigen Ersatzstück, damit der Schuh wieder perfekt aussah. Unsere Absätze hielten nach der Reparatur wunderbar, er flickte Gürtel und Taschen und verwendete immer gutes Material. Was für ein Verlust: er hat sein Geschäft aufgegeben. Wissen und Handwerk geht leider verloren.

Was ich damit sagen will?

Ich nehme an, Sie gehen mit mir einig: Alexis Weil ist ein Jungunternehmer und ihm gebührt der Dank für seinen Mut, seine Hartnäckigkeit und seine Innovation mit der Idee Seniors@Work. Er trägt dazu bei, dass Wissen, Erfahrung und Handwerk erhalten bleibt. Die ganze S@W-Community drückt ihm sicher nun die Daumen, dass er beim Prix BÂLEnce obenauf schwingt.

Toitoitoi, lieber Alexis!

Beatrice Isler

www.gruppe23.ch

Teilen ist angesagt!

Wie haben Sie es mit dem Gleichgewicht, liebe Leserin, lieber Leser? Treiben Sie Sport? Machen Sie Gleichgewichtsübungen? Ich z.B. versuche ab und an auf einem Bein stehend Zähne zu putzen: gar nicht so einfach! Als mein Mann nach einen Velounfall lange in die Physio gehen musste, brachte er diverse Übungen nach Hause, die er nun weiter fleissig durchführt.  Wenn ich Zeit habe, mache ich mit. Und übrigens: die Kombination von Bewegung und Denksport, wie z.B. während des Spazierganges auf einer Linie zu gehen und gleichzeitig rückwärts zu rechnen ist eine hohe Herausforderung.

Aber was hat das mit Seniors@Work zu tun?

Ganz einfach: wenn wir voller Tatendrang älter werden und im Berufsleben weiter tätig sein wollen, ist es von eminenter Wichtigkeit, sich fit zu halten. Das Dumme ist – finde ich, denn ich bin wahrlich nicht wahnsinnig sportlich – dass die Fitness nicht einfach bleibt, sondern im Alter abnimmt. Und Fitness zu erhalten, ist irgendwie anstrengend, wenn man älter wird.

Im Berufsleben zu bestehen braucht Kraft, Ausdauer und nicht zuletzt gute Laune. Denn mit einem Lächeln und mit Humor lassen sich manch schwierige Situationen bereinigen. Aus meiner Erfahrung kann ich bestätigen: komme ich gedanklich in eine Sackgasse, gehe ich spazieren. Das macht meinen Kopf frei, lenkt ab und lässt mich frisch und erholt wieder an den Text oder die Arbeit gehen, und ich habe dazu noch etwas für die Gesundheit gemacht. Oder aber ich gehe in die Küche und koche etwas Feines, Gesundes. Und sowohl Kochen als auch Spazieren macht mich friedlich und gibt mir die nötige Gelassenheit, Sackgassen zu bewältigen.

Ich weiss, dass ich mir als Selbständige einen Break im Gedankengang im Sinne eines Spazierganges erlauben kann. Sitzt man in einem Büro, bleibt wohl nur der Gang zur Kaffeemaschine, der Schwatz mit einer Kollegin oder einem Kollegen, das Schnappen von Frischluft am Fenster.

Liebe Mit-Seniorinnen und Mit-Senioren: ich wünsche Ihnen, dass Sie Tipps und Tricks auf Lager haben, mit dem Älterwerden umzugehen. Eigentlich nimmt mich sehr wunder, wie Sie Sackgassen-Situation bewältigen und wie es Ihnen ergeht, als ältere Person im Berufsleben zu stehen. Schreiben Sie uns das doch und geben Sie Ihre Erfahrungen der Seniors@Work-Community weiter! Teilen ist angesagt!

Beatrice Isler

Homeoffice und seine Tücken

Unlängst ging ich zu meiner Tochter, welche seit Corona regelmässig Homeoffice macht. Sie sass an ihrem Schreibtisch, vor sich einen Laptop, dazu einen zweiten Bildschirm, eine externe Tastatur, das Headset auf dem Kopf. Der Schreibtisch war schön aufgeräumt und es lagen nur wenige Blätter mit Notizen da.

Mir fiel ihre Haltung auf. Überhaupt nicht SUVA-gerecht war ihr Rücken gebeugt, ihr Hals vorgestreckt, und ich hatte den Eindruck, sie musste sich anstrengen, um die Tabellen auf ihrem kleinen Laptop-Bildschirm richtig zu erkennen. Gleichzeitig verglich sie diese Einträge mit einer Exceltabelle auf ihrem zusätzlichen, relativ kleinen Bildschirm. Letzteren hat sie sich selber gekauft, um sich irgendwie zu Hause für die Arbeit organisieren zu können.

Sie erzählte mir, dass sie im Büro einen ergonomischen Arbeitsplatz habe. Mit Cave-Bildschirm, also gross, übersichtlich. Der Schreibtisch zu Hause… na ja. Aber sie hätte die Möglichkeit, ein Stehpult via ihr Geschäft zu kaufen. Nein, geschenkt bekomme sie das nicht.

Soviel also zur Gesundheit in Zeiten von Corona.

Wenn Seniorinnen und Senioren im Arbeitsprozess eingebunden sind und Homeoffice machen müssen, werden sie wohl dieselben Schwierigkeiten haben, wie meine Tochter. Auf allen Ebenen wird die Gesundheit im Alter thematisiert, nicht zuletzt auch vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, welches gerade daran ist, mittels einer Umfrage Visionen für das Alter zu entwickeln. Aber ich vermisse den kritischer Blick auf Alter und Arbeit. Im Alter redet man immer nur von Freiwilligenarbeit, Helfen, Betreuung, sozialer Isolation. Aber es gibt sie auch, die aktiven Seniorinnen und Senioren, wir hier bei Seniors@Work, welche sich noch nicht auf ihr „Altenteil“ zurück ziehen, sondern aktiv und selbstbestimmt im Arbeitsprozess dabei sind.

Deshalb meine Aufforderung an Sie, liebe Leserin, lieber Leser! Melden Sie sich beim Gesundheitsdepartement und machen Sie an der online-Befragung mit! Hier der Link dazu:

https://www.gd.bs.ch/dossiers-projekte/alterspolitik.html

Man kann bis 20. September 2020 das Formular ausfüllen. Und scheuen Sie sich nicht, in den Kommentarfunktionen Ihre Meinung zu platzieren.

Und zu guter Letzt hoffe ich, dass Sie alle, die Homeoffice machen oder anbieten, eine bessere Arbeitssituation haben als meine Tochter. Bleiben Sie gesund!

Beatrice Isler

Kandidat suchen
Job erstellen
Registrieren
Hilfe