Nur ein bisschen ernst:

Kürzlich, genauer: Vorgestern wurde ich alt. Gut, das werden fast alle irgendwann und es hatte sich schon länger angekündigt. “Plötzlich alt” wäre also übertrieben. Ich merke aber doch, wie lange ich vorher gesagt hatte: Ich bin noch nicht sechzig. Jetzt bin ich es also. Das ist sehr merkwürdig. Bisher waren das immer andere.

Mir fällt Verschiedenes auf: Im letzten Jahr wurde ich zweimal gefragt, ob ich noch arbeite oder schon pensioniert sei. Es ist unbestreitbar, dass ich alt genug aussehe, um Rentner zu sein.

Ich beklage mich nicht darüber. Ich will nicht noch einmal jung sein. Ein kleines bisschen jünger vielleicht manchmal. Aber es ist schon okay so wie es ist.

Neben weniger erfreulichen Dingen wie mehr gesundheitlichen Fragen und der Tatsache, dass ich beim Velofahren öfter das Velo den Berg hinaufschiebe als -fahre, gibt es auch positive Dinge:

Ich habe eine Super-Power entwickelt: Jugendliche können mich nicht sehen. Sie laufen fast durch mich hindurch. Ich kann ihnen zuhören, sie merken nicht, dass ich da bin. Wäre es möglich, die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen anzuwenden? Natürlich nur im Kampf für das Gute, wie bei allen Superhelden.

Etwas anderes ist, dass mich junge Frauen auf der Strasse ansprechen, wenn sie eine Adresse suchen. Ich sehe offenbar ungefährlich aus. Wegen mir wechselt niemand die Strassenseite. Vielleicht umgibt mich auch eine weisshaarige Aura von Weisheit?

Ich muss auch nicht mehr so viel wie früher. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Ich habe Freunde, die schon so lange zu mir halten, dass sie mir nicht wegen dem kleinsten Fehler die Freundschaft künden. Ich kann mir erlauben, auch mal was ganz Schräges zu sagen.

Im Zug kann ich kräftige junge Männer fragen, ob sie meinen wie immer viel zu schweren Koffer in die Gepäckablage hochheben. Sie machen es gerne, ist meine Erfahrung. Noch nie hat mir jemand seine Hilfe verweigert.

Wenn ich durch die Stadt gehe oder mit dem ÖV unterwegs bin, stelle ich fest: Es gibt immer mehr von uns. Oder ich sehe sie endlich, die anderen Senioren. Vielleicht war auch ich blind für sie? Oder erkannte ihre Super-Power, sich unsichtbar zu machen noch nicht? Manchmal nicke ich einem freundlich und wissend zu, wenn unsere Wege sich kreuzen. Wir wissen Dinge, die viele noch nicht wissen.

Mein Rat an alle Senioren: Sagt den Jungen nicht, was sie tun sollen. Fragt sie, was sie beschäftigt, was ihnen wichtig ist im Leben. Zeigt echtes Interesse. Erzählt eure alten Geschichten nur, wenn ihr gefragt werdet. Sagt nie: “Ich weiss genau wie das ist”, selbst wenn es stimmt. Das ist etwas vom Merkwürdigen, dass ich innert Sekundenbruchteilen wieder empfinden kann, was ich vor 20, 30 oder 40 Jahren empfunden habe. Zum Beispiel dass es mich genervt hat, wenn ein “Alter” mir gesagt hat: Ich weiss genau, was dir fehlt.

Und manchmal weiss ich, an einem Fest zum Beispiel oder einer Einladung: Jetzt ist Zeit zu gehen. Die jungen Leute brauchen noch etwas Zeit unter sich. Ich muss auch nicht alles wissen. Wenn sie wollen, dann werden sie mit ihren Fragen und Sorgen kommen. Ich werde zuhören und nur ganz sparsam Rat geben. Und nur, wenn das gefragt ist.

Ein bisschen ernster:

Noch habe ich 5 Jahre Lohn-Arbeit vor mir. Noch braucht es mich für verschiedene Aufgaben. Das ist ein Geschenk. Und dann? Ich sehe in der Kirche, wie dringend es freiwillig Mitarbeitende braucht. Gerade auch ältere Menschen, die sich ein junges und offenes Herz bewahrt haben. Sie können so viel geben an Aufmerksamkeit, an Gelassenheit im Blick aufs Leben. Die Stürme, die heute junge Erwachsene durchleben müssen in einer sich immer schneller drehenden Welt: Wir Senioren wissen, dass die Menschen sich nicht in diesem Tempo verändern lassen. Es braucht Spaziergänge, planloses Flanieren, es braucht Zeit für Kultur, es braucht gute Nachbarn und Freunde. Es braucht durchgängige Generationen, die unglaublich von einander profitieren können.

Was für die Kirche stimmt, stimmt auch für unsere Gesellschaft. Seniors@Work ist eine Plattform mit riesigem Potential. Wenn es sie nicht gäbe, jemand müsste sie erfinden. Zum Glück ist das schon geschehen!

Pfr. Martin Dürr, reformierter Co-Leiter des Pfarramts für Industrie und Wirtschaft BS BL

Haben Sie schon einmal das Wort „Senioren“ bei Google eingegeben? In 41 Sekunden meldet mir dieser Internetanbieter rund 82 Millionen (82’000’000!) Ergebnisse.

Schmunzeln musste ich, dass zuoberst auf der Liste eine „Single Senioren“ Datingseite steht. Eine Partnerbörse also. Dann folgen natürlich die üblichen Stichwörter wie „Senior – Wikipedia“ oder „SeniorBasel“ oder „Älter Basel: Home“ bis hin zur „SeniorenUNI“.

Wenn man sich durchklickt, dann kommt man irgendwann viel später auf interessante Seiten wie z.B. „Senioren Greifensee“ oder „Senioren Würenlingen“. Frutigen führt eine eigene Seite für Seniorinnen und Senioren, der Innerschweizer Fussballverband nennt das Stichwort, ja selbst „Freie Senioren-Stellen“ werden angeboten. Büsingen, Geuensee, Kreuzlingen und wie die Orte alle heissen, stehen mit dem Wort „Senioren“ im Netz. Selbst Reiseanbieter sind zu finden: Extraangebote für ältere Menschen sind anscheinend gefragt. Ein Automobilverband bietet Senioren-Fahrkurse an, Golf kann man als Senior auch lernen und Schlittschuhfahren lässt es sich im Rheintal als Seniorin oder Senior sehr gut! Der Tarifverbund Nordwestschweiz bietet Kurse an für „Mobil sein & bleiben“ und nicht zuletzt buhlen die Parteien der Schweiz ganz aktuell ebenfalls um ältere Menschen.

Und definitiv lachen musste ich, als ich mehrere Einträge fand unter dem Label „Senioren 30+“! Ich werde das mal meinen Kindern unterjubeln!

Beatrice

Unlängst sassen wir an einem Geburtstagsfest. Die Hälfte der Gäste war bereits schon einige Jahre im Pensionsalter. Die Runde war fröhlich; es wurde angestossen und dem Geburtstagskind Glück und vor allem Gesundheit gewünscht.

Aber ich habe wieder geschmunzelt. Die Gäste kannten sich, man hatte sich immer wieder beim Geburtstagskind angetroffen. Logisch die Fragen „Wie geht’s dir?“ oder „Bisch zwäg?“. Dann ging es los: es wurde über Schmerzen im Knie, im Rücken, in der Schulter, über Staroperationen und Physiotherapie berichtet. Gute Ratschläge flogen hin und her, eifriges Nicken zu allem – man war „dabei“, man kannte die Situationen und wusste Bescheid über jenen Arzt, dieses Spital und die tolle Osteopathin.

Irgendwann klickte sich jemand von den „Jungen“ ein, sorgte für eine wohltuende Unterbrechung des Gesundheitsgesprächs und lenkte die Gedanken zu anderen interessanten Themen.

Ich weiss, schon Gerhard Uhlenbruck, der deutsche Immunbiologe und Aphoristiker sagte einmal „Auch die eiserne Gesundheit gehört eines Tages zum alten Eisen“. Gesundheit ist fast das Wichtigste beim Älterwerden. Und doch denke ich, dass aktive Seniorinnen und Senioren, welche sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen, welche z.B. bei seniors@work mitmachen, keine Zeit für Selbstmitleid oder Wehwehchen haben, oder aber durch ihre Aktivität gewisse Einschränkungen besser ertragen können.

Wie geht es Ihnen dabei? Können Sie meine Gedankengänge nachvollziehen?

Beatrice

Rund 660 Personen sind für das Rote Kreuz Basel als freiwillige Mitarbeitende tätig. Sie leisten pro Jahr über 17‘000 Stunden Einsatz. Fast 100 unserer Freiwilligen haben das 60. Altersjahr bereits hinter sich. Sie sind in verschiedensten Projekten im Einsatz: als Gotte oder Götti im „Eins zu Eins“, als Besucher im Besuchs- und Begleitdienst, als Fahrerin im Fahrdienst oder als Verkäuferin im Rotkreuzladen Gundeli. Ohne unsere Senioren könnten wir unsere Angebote gar nicht realisieren.

Wir schätzen insbesondere ihre Lebenserfahrung, ihre vielseitige Kompetenzen und ihr grosses Beziehungsnetz. Sie gehen ihre Arbeit gelassen aber mit Engagement an. Gerade weil das Rote Kreuz Basel sehr vielfältige Angebote für ältere Menschen hat, freut es mich, dass sich auch Seniorinnen bei uns engagieren – so ergibt sich ein „Geben und Nehmen!

Eine Plattform wie seniors@work ist für uns Gold wert, denn so können wir auf einfach Art und Weise Helferinnen und Helfer suchen, welche sich bei uns engagieren. Herzlichen Dank!

 

Wussten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dass das Wort „Senior“ bereits im 14. Jahrhundert für die Bezeichnung Älteste oder Altmeister verwendet wurde? Irgendwie witzig ist, dass ein dem Jugendalter entwachsener Leistungssportler auch schon als Senior bezeichnet wird.

Aber bleiben wir bei den „echten“ Seniorinnen und Senioren. Und vergleichen wir einmal die 65jährigen Menschen:

  • 1950 zählte man 38’489 Personen, die ihren 65. Geburtstag feiern konnten.
  • 2017 wuchs die Zahl der 65jährigen auf 90’396 an.
  • Und für das Jahr 2025 prognostiziert das Bundesamt für Statistik – von dort habe ich diese Zahlen -, dass die Gruppe der 65jährigen Personen auf 112’356 Menschen anwachsen wird.

Die Lebenserwartung schätzt man im Jahr 2015 bei den Herren auf 88,8 Jahre, bei den Damen auf 91,8 Jahre.

Mit uns Seniorinnen und Senioren ist also zu rechnen, wir sind in guter Gesellschaft! Und freuen wir uns: wir werden zunehmend als „Best Ager“ bezeichnet!

Liebe Grüsse

Beatrice

Herr Hummel, Sie werden im August 2019 nach 49 Jahren Ausbildung und Beruf als Architekt pensioniert. Freuen Sie sich darauf?

Jetzt ist es gut. Ich liess mich mit 60 frühpensionieren, realisierte dann aber, dass mir der Kontakt zu den Menschen sehr fehlt. Deshalb bin ich nochmals eingestiegen mit einem reduzierten Pensum.

Haben Sie sich nun auf Ihre Pensionierung vorbereitet?

Nein, ich habe mich jetzt nicht speziell vorbereitet. Ich weiss nun, was auf mich zukommt, denn ich konnte mich in den letzten fünf Jahren damit auseinander setzen. Ich fröhne zwar einem intensiven, jedoch einsamen Hobby. Nun haben meine Frau und ich zusätzlich angefangen, in einer Walking-Gruppe mitzumachen. Ich denke, dies ist gesund, macht Spass und ist auch ausbaubar.

Wäre es für Sie eine Option, bei seniors@work mitzumachen? Was wären für Sie wichtige Eckdaten?

Ich fände es nicht ganz fair, meine ehemaligen Arbeitskolleginnen und –kollegen zu konkurrenzieren. Bleiben wir im Bereich Architektur: Jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oder Architekturbüros sind teilweise auf Aufträge angewiesen. Ihnen diese Aufträge „wegzunehmen“, das möchte ich nicht.

Ich könnte mir aber vorstellen mitzumachen, wenn ich eine Form der Unterstützung ehrenamtlich bieten kann. Beispiel Hauskauf oder -verkauf: nicht selber als Makler auftreten, sondern dem Verkäufer im Sinne einer second opinion Unterstützung geben.

Was möchten Sie den Machern von seniors@work mitgeben?

Ich mache mir Gedanken über die Haftungsfrage. Was auch immer ich als Senior anbiete, sei es das Bauen eines Stalls, das Helfen bei der Kirschenernte oder das Hüten von Hunden… Was ist, wenn mir ein Fehler unterläuft oder wenn etwas passiert? Wer haftet? Ich für mich möchte dies genau geklärt haben. Als Leistungsanbieter muss ich mich schützen können.

Herzlichen Dank, Herr Hummel, für diese interessanten Gedanken und – nicht zu vergessen – herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und toitoitoi für die Pensionierung!

 

Ferien für Senioren?

Ich war in den Ferien, obwohl ich schon pensioniert bin und sozusagen – wie immer wieder behauptet wird – „immer Ferien habe“. Angestossen durch eine Bemerkung von Alexis Weil, dem Gründer von Seniors@Work, fing ich an, mir darüber Gedanken zu machen. Brauchen Seniorinnen und Senioren überhaupt Ferien?

Es gibt die RentnerInnen, die daheim bleiben. Sie schätzen es, im Alltag zu verharren, immer genau zu wissen, was auf sie zukommt und sich in der gewohnten Umgebung sicher zu fühlen. Sie haben im besten Fall sehr viel von der Welt gesehen und geniessen nun das Bekannte, das Daheim-Sein.

Es gibt die RentnerInnen, die gehen jedes Jahr an denselben Ort in den Urlaub, dasselbe Hotel, derselbe Zeltplatz, dieselben Wanderungen und Ausflüge. Man trifft sich dort, man kennt sich aus, man wird in den Geschäften und Restaurants wiedererkannt und freudig begrüsst. Eine Mini-Herausforderung mit sicherem Wert.

Und es gibt RenterInnen, die sich neuen Herausforderungen stellen, in neue Länder reisen, sich zurecht finden müssen in einer komplett anderen Umgebung. Die Sprache ist anders, vielleicht sogar neu, das Essen andersartig, die Kultur etwas Fremdes. Das ist anstrengend, aber auch anregend.

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, ich weiss, es ist fast ein wenig überspitzt formuliert. Aber wenn Sie diese Zeilen lesen: zu welchem Ferien-Typ gehören Sie?

Ich gehöre zu den Seniorinnen, die gerne reisen. Ich lerne gerne immer mal wieder etwas Neues kennen. Es muss dabei nicht Amerika, Südsee, Indien sein; nein, mir genügen die Schweiz und auch Europa mit vielen schönen Destinationen. Ich bin dabei in der glücklichen Lage, mir dies jetzt auch leisten zu können. Als die Kinder noch klein waren, war das Budget ebenfalls minim. So konzentrierten wir uns auf kostengünstige Urlaubstage in Ferienwohnungen, mit Picknick und Wanderungen – und wir waren nicht weniger glücklich. Aber jetzt – ich gebe es zu – geniesse ich die Weite, welche sich mit dem Reisen auftut. Neue Orte, neue Länder, andere Sprachen, sich zu orientieren, Neues auszuprobieren, Kultur zu tanken, aber auch Natur kennen zu lernen: das alles ist sehr reizvoll für mich. Zugegeben, es ist oft auch eine Herausforderung. Aber es stärkt nicht nur meine Flexibilität, erweitert meinen Blick, sondern verstärkt auch mein Heimatgefühl, denn ich gehe immer und immer wieder sehr gerne nach Hause, zurück in den Alltag.

Liebe Grüsse

Beatrice

 

Wenn eine Person ein Leben lang mit Leidenschaft eine Arbeit ausgeübt hat, die nicht nur Beruf, sondern auch Berufung war, dann fällt die Pensionierung sicher nicht leicht. Ich kann das Bedürfnis, das erarbeitete Wissen weiterhin für die Gesellschaft einzubringen, gut nachvollziehen. Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten ehrenamtlicher Tätigkeiten in verschiedenen Berufsgruppen. Aber dazu gehören auch Glück und das richtige Beziehungsnetz.

Mit Seniors@Work wurde eine Plattform geschaffen, zu der jeder und jede Zugang hat. Das ist grundsätzlich ein sympathischer Ansatz. Die Idee: Private, Firmen und Vereine schreiben Arbeiten aus, welche von den Seniorinnen und Senioren ausgeübt werden. Andererseits ist das auch eine Gratwanderung. So sinnvoll die Beschäftigung und die Wertschätzung für arbeitswillige «Seniors» ist, so kritisch wäre eine Konkurrenzierung des regulären Arbeitsmarkts mit Gratis- oder Billigarbeit, ohne dass gesetzliche Anforderungen, die für andere Anbieter gelten, eingehalten werden. Konkret – wenn das Angebot die Jobs von Menschen mit Kleinpensen oder von älteren Arbeitnehmenden in der «normalen» Wirtschaft gefährden würden.

Dieser Gefahr ist sich Seniors@Work offensichtlich bewusst. So betont Gründer Alexis Weil, dass nur Jobs ausgeführt werden sollen, die im normalen Arbeitsmarkt nie zustande kämen. Wir wünschen Seniors@Work, dass diese Gratwanderung möglichst gut gelingt. Ein Indikator dafür könnte sicher die Regelmässigkeit und Art der Arbeiten sein.

Wenn die Trennung zum regulären Arbeitsmarkt gelingt, dann kann Seniors@Work eine Erfolgsgeschichte werden – wir wünschen dem Startup dafür alles Gute.

Ich treffe mich mit Astrid Eisenhut-Sattler in ihrem Café im Stadthaus. Es ist sehr heiss, wir trinken zusammen „Hahnenburger“, kaltes Leitungswasser.

Astrid Eisenhut-Sattler wirtet nun schon seit 10 Jahren im „Stadthauscafé“ an der Stadthausgasse 13. Im Sommer ist es dort wunderbar, vor allem dann, wenn man im schönen Innenhof des denkmalgeschützten Stadthauses (Sitz der Bürgergemeinde der Stadt Basel) die Zeit verbringen kann. Es ist ruhig dort, man hört das Geplauder der Gäste, das Gezwitscher der Vögel und das Plätschern des Brunnens.

Frau Eisenhut, sie haben einen anstrengenden Job. Wie lange soll man arbeiten?

Für mich ist das Führen meines eigenen kleinen Gastrobetriebes ein Traum. Ich bin in einer Wirtefamilie aufgewachsen, für mich kam nie etwas anderes in Frage. Und ich finde, es ist der Vorteil der selbständigen Erwerbstätigkeit, dass man selber bestimmen kann, wann man aufhören will.

Wie weiss man das?

Man spürt es – oder man sollte es zumindest spüren! Und natürlich sind äussere Faktoren wie eine finanzielle Absicherung ebenfalls wichtige Bestandteile eines Pensionierungsentscheides. Der Tag des Abschieds kommt auf jeden Fall irgendwann.

Wie gehen Sie damit um, mit diesem Tag des Abschieds?

Im Moment ist es kein Thema für mich. Und danach… ich brauche Herausforderungen, habe Ideen und bin offen für Neues. Nichtstun ist nichts für mich!

Bei Seniors@Work finden sich ja viele Seniorinnen und Senioren, die gerne noch punktuell arbeiten würden. Sie selber bieten ja auch Catering an. Hätten Sie Bedarf an helfenden Händen?

Mit Seniorinnen und Senioren zu arbeiten kann ich mir an Vereinsanlässen vorstellen. Grosse Caterings sind jedoch körperlich sehr anspruchsvoll. Man muss schleppen können, der Betrieb ist dann in aller Regel hektisch und Stressresistenz ist gefragt. Und ehrlich: muss man als Seniorin oder Senior noch schleppen und stressen? Lassen wir solche Dinge doch die Jungen machen!

Aber ich kann mir durchaus vorstellen, ein Projekt anzudenken, in welchem Seniorinnen und Senioren ihre alten Rezepte hervorholen, Kuchen backen und dieser dann in einem Kaffee angeboten werden. Es gibt in Wien etwas Ähnliches namens „Vollpension“. Dort backen Omas und Opas nach überlieferten Familienrezepten z.B. Kuchenhighlights und vieles mehr… Die Gesetzgebung hier in Basel schreibt allerdings vor, dass man nicht daheim Kuchen backen und ins Café mitbringen kann. Er muss vor Ort produziert werden.

Man merkt Astrid Eisenhut-Sattler an, dass ein Denkprozess im Gang ist. Ich bedanke mich sehr herzlich für dieses Gespräch und wünsche ihr viel Spass beim Entwickeln und Umsetzen von neuen Ideen.

Beatrice

Info:

http://www.stadthauscafe.ch/

Überholspur?

„Im Alter ist die Überholspur frei.“ Das sagt der Schweizer Buchautor und Aphoristiker Kurt Haberstich.

Für mich assoziiert das Wort „Überholspur“ Schnelligkeit, rasantes Fahren, Wettbewerb. „Überholspur“ im Zusammenhang mit „Alter“ passt mir nicht so ganz. Denn ich geniesse es, etwas weniger schnell, etwas gemütlicher unterwegs zu sein. Natürlich verliere ich dabei nicht aus den Augen, wach zu bleiben und interessiert am Leben. Ich bin aktiv, ehrenamtlich tätig, politisch unterwegs, möchte auf eine Art noch Herausforderungen begegnen. Aber schneller?

Das älter werden hat mir gezeigt, wie ich versuchen kann, meine Work-Life-Balance im Ausgleich zu behalten. Ich habe versucht zu hinterfragen, ob alles immer noch höher, noch besser, noch schneller sein muss – und festgestellt, dass es nicht nötig ist. Muss ich alles mitmachen, um dabei sein zu können? Nie im Leben werde ich alles erreichen was ich mir erträumt habe. Jedoch ergeben sich immer noch viele Chancen, alte und auch neue Programmpunkte in meinem Leben in aller Ruhe vertieft anzuschauen, auszuprobieren und zu geniessen.

Die Haltung anderer Seniorinnen und Senioren gibt mir recht: sie wollen sich engagieren, z.B. bei Seniors@Work, sich jedoch nicht mehr den strengen Regeln des normalen Arbeitsumfeldes unterwerfen, sondern lieber punktuell ihr Wissen und ihr Know-how weitergeben. Rosinenpickerei? Und wenn schon! Wer so viele Jahre im Arbeitsprozess eingebunden war, darf sich über etwas mehr Freiheit freuen.

Beatrice

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