Ferien für Senioren?

Ich war in den Ferien, obwohl ich schon pensioniert bin und sozusagen – wie immer wieder behauptet wird – „immer Ferien habe“. Angestossen durch eine Bemerkung von Alexis Weil, dem Gründer von Seniors@Work, fing ich an, mir darüber Gedanken zu machen. Brauchen Seniorinnen und Senioren überhaupt Ferien?

Es gibt die RentnerInnen, die daheim bleiben. Sie schätzen es, im Alltag zu verharren, immer genau zu wissen, was auf sie zukommt und sich in der gewohnten Umgebung sicher zu fühlen. Sie haben im besten Fall sehr viel von der Welt gesehen und geniessen nun das Bekannte, das Daheim-Sein.

Es gibt die RentnerInnen, die gehen jedes Jahr an denselben Ort in den Urlaub, dasselbe Hotel, derselbe Zeltplatz, dieselben Wanderungen und Ausflüge. Man trifft sich dort, man kennt sich aus, man wird in den Geschäften und Restaurants wiedererkannt und freudig begrüsst. Eine Mini-Herausforderung mit sicherem Wert.

Und es gibt RenterInnen, die sich neuen Herausforderungen stellen, in neue Länder reisen, sich zurecht finden müssen in einer komplett anderen Umgebung. Die Sprache ist anders, vielleicht sogar neu, das Essen andersartig, die Kultur etwas Fremdes. Das ist anstrengend, aber auch anregend.

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, ich weiss, es ist fast ein wenig überspitzt formuliert. Aber wenn Sie diese Zeilen lesen: zu welchem Ferien-Typ gehören Sie?

Ich gehöre zu den Seniorinnen, die gerne reisen. Ich lerne gerne immer mal wieder etwas Neues kennen. Es muss dabei nicht Amerika, Südsee, Indien sein; nein, mir genügen die Schweiz und auch Europa mit vielen schönen Destinationen. Ich bin dabei in der glücklichen Lage, mir dies jetzt auch leisten zu können. Als die Kinder noch klein waren, war das Budget ebenfalls minim. So konzentrierten wir uns auf kostengünstige Urlaubstage in Ferienwohnungen, mit Picknick und Wanderungen – und wir waren nicht weniger glücklich. Aber jetzt – ich gebe es zu – geniesse ich die Weite, welche sich mit dem Reisen auftut. Neue Orte, neue Länder, andere Sprachen, sich zu orientieren, Neues auszuprobieren, Kultur zu tanken, aber auch Natur kennen zu lernen: das alles ist sehr reizvoll für mich. Zugegeben, es ist oft auch eine Herausforderung. Aber es stärkt nicht nur meine Flexibilität, erweitert meinen Blick, sondern verstärkt auch mein Heimatgefühl, denn ich gehe immer und immer wieder sehr gerne nach Hause, zurück in den Alltag.

Liebe Grüsse

Beatrice

 

Wenn eine Person ein Leben lang mit Leidenschaft eine Arbeit ausgeübt hat, die nicht nur Beruf, sondern auch Berufung war, dann fällt die Pensionierung sicher nicht leicht. Ich kann das Bedürfnis, das erarbeitete Wissen weiterhin für die Gesellschaft einzubringen, gut nachvollziehen. Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten ehrenamtlicher Tätigkeiten in verschiedenen Berufsgruppen. Aber dazu gehören auch Glück und das richtige Beziehungsnetz.

Mit Seniors@Work wurde eine Plattform geschaffen, zu der jeder und jede Zugang hat. Das ist grundsätzlich ein sympathischer Ansatz. Die Idee: Private, Firmen und Vereine schreiben Arbeiten aus, welche von den Seniorinnen und Senioren ausgeübt werden. Andererseits ist das auch eine Gratwanderung. So sinnvoll die Beschäftigung und die Wertschätzung für arbeitswillige «Seniors» ist, so kritisch wäre eine Konkurrenzierung des regulären Arbeitsmarkts mit Gratis- oder Billigarbeit, ohne dass gesetzliche Anforderungen, die für andere Anbieter gelten, eingehalten werden. Konkret – wenn das Angebot die Jobs von Menschen mit Kleinpensen oder von älteren Arbeitnehmenden in der «normalen» Wirtschaft gefährden würden.

Dieser Gefahr ist sich Seniors@Work offensichtlich bewusst. So betont Gründer Alexis Weil, dass nur Jobs ausgeführt werden sollen, die im normalen Arbeitsmarkt nie zustande kämen. Wir wünschen Seniors@Work, dass diese Gratwanderung möglichst gut gelingt. Ein Indikator dafür könnte sicher die Regelmässigkeit und Art der Arbeiten sein.

Wenn die Trennung zum regulären Arbeitsmarkt gelingt, dann kann Seniors@Work eine Erfolgsgeschichte werden – wir wünschen dem Startup dafür alles Gute.

Ich treffe mich mit Astrid Eisenhut-Sattler in ihrem Café im Stadthaus. Es ist sehr heiss, wir trinken zusammen „Hahnenburger“, kaltes Leitungswasser.

Astrid Eisenhut-Sattler wirtet nun schon seit 10 Jahren im „Stadthauscafé“ an der Stadthausgasse 13. Im Sommer ist es dort wunderbar, vor allem dann, wenn man im schönen Innenhof des denkmalgeschützten Stadthauses (Sitz der Bürgergemeinde der Stadt Basel) die Zeit verbringen kann. Es ist ruhig dort, man hört das Geplauder der Gäste, das Gezwitscher der Vögel und das Plätschern des Brunnens.

Frau Eisenhut, sie haben einen anstrengenden Job. Wie lange soll man arbeiten?

Für mich ist das Führen meines eigenen kleinen Gastrobetriebes ein Traum. Ich bin in einer Wirtefamilie aufgewachsen, für mich kam nie etwas anderes in Frage. Und ich finde, es ist der Vorteil der selbständigen Erwerbstätigkeit, dass man selber bestimmen kann, wann man aufhören will.

Wie weiss man das?

Man spürt es – oder man sollte es zumindest spüren! Und natürlich sind äussere Faktoren wie eine finanzielle Absicherung ebenfalls wichtige Bestandteile eines Pensionierungsentscheides. Der Tag des Abschieds kommt auf jeden Fall irgendwann.

Wie gehen Sie damit um, mit diesem Tag des Abschieds?

Im Moment ist es kein Thema für mich. Und danach… ich brauche Herausforderungen, habe Ideen und bin offen für Neues. Nichtstun ist nichts für mich!

Bei Seniors@Work finden sich ja viele Seniorinnen und Senioren, die gerne noch punktuell arbeiten würden. Sie selber bieten ja auch Catering an. Hätten Sie Bedarf an helfenden Händen?

Mit Seniorinnen und Senioren zu arbeiten kann ich mir an Vereinsanlässen vorstellen. Grosse Caterings sind jedoch körperlich sehr anspruchsvoll. Man muss schleppen können, der Betrieb ist dann in aller Regel hektisch und Stressresistenz ist gefragt. Und ehrlich: muss man als Seniorin oder Senior noch schleppen und stressen? Lassen wir solche Dinge doch die Jungen machen!

Aber ich kann mir durchaus vorstellen, ein Projekt anzudenken, in welchem Seniorinnen und Senioren ihre alten Rezepte hervorholen, Kuchen backen und dieser dann in einem Kaffee angeboten werden. Es gibt in Wien etwas Ähnliches namens „Vollpension“. Dort backen Omas und Opas nach überlieferten Familienrezepten z.B. Kuchenhighlights und vieles mehr… Die Gesetzgebung hier in Basel schreibt allerdings vor, dass man nicht daheim Kuchen backen und ins Café mitbringen kann. Er muss vor Ort produziert werden.

Man merkt Astrid Eisenhut-Sattler an, dass ein Denkprozess im Gang ist. Ich bedanke mich sehr herzlich für dieses Gespräch und wünsche ihr viel Spass beim Entwickeln und Umsetzen von neuen Ideen.

Beatrice

Info:

http://www.stadthauscafe.ch/

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