In der zweiten September-Woche 2019 veröffentlichte der Kanton Basel-Stadt seine Leitlinien „Basel 55+“. Was ist unter einem solchen Papier zu verstehen?

Warum „Basel 55+“ 

Fangen wir vor vorne an: Im Kanton Basel-Stadt hat das Gesundheitsdepartement (GD) im Jahre 2013 den Vorschlag umgesetzt, dass Seniorenorganisationen mit Arbeitsgruppen Lösungen für Probleme suchen, welche die ältere Bevölkerung betreffen. 

Als Themenschwerpunkte wurden Betreuung und Pflege, Existenzsicherung, Gesundheitsförderung und Prävention, Information, Integration und Migration sowie Generationenbeziehungen, Potenziale und Fähigkeiten, Sicherheit und Mobilität, Vernetzung und neue Technologien, Versorgungssicherheit sowie Wohnen festgesetzt. 

Vielfalt der älteren Bevölkerungsgruppe berücksichtigen 

Im September 2019 wurde erläutert, dass moderne Alterspolitik verschiedene Generationen, aber auch die Vielfalt der älteren Bevölkerungsgruppe mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen umfasst. Die aktuellen Leitlinien umfassen einzelne Themen wie zum Beispiel Autonomie, Subsidiarität und Zusammenarbeit. In jedem einzelnen Stichwort steht zuerst, was der Kanton fördert oder für was er sich einsetzt. Zu jedem Stichwort erläutert der Kanton auch das Thema und gibt entsprechende Hintergrundinformationen. 

Leitlinie Nr. 11 trägt beispielsweise den Titel „Potenziale und Fähigkeiten“. Dort steht, dass der Kanton „wohnortnahe Selbst- und Nachbarschaftshilfe“ unterstützt. Und: „Er entwickelt Massnahmen zur Anerkennung der nachberuflichen und nachfamiliären Freiwilligenarbeit.“ Im erklärenden Text wird unter anderem auf die Lebensphase nach der Pensionierung eingegangen. Letztere setzt ja neue zeitliche Ressourcen frei. 

Soweit so gut. 

Hochgesteckte Ziele 

Etwas kritisch hinterfragt sind diese Leitlinien in erster Linie Bekenntnisse zu den diversen Themenpunkten – nicht mehr und nicht weniger. Ich meine, jeder einzelne Punkt wurde sicher vertieft analysiert. Die Ziele sind aber hochgesteckt, der Ideen stehen viele im Raum. So oder so wird sich in ein paar Jahren weisen, ob der Kanton Basel-Stadt seine neu definierten Ziele erreichte oder ob er von der Geschichte überrollt oder überholt worden ist. Und hoffen wir, dass die Ideen keine Papiertiger werden. 

Habe ich Sie gluschtig gemacht, die Leitlinien zu studieren? Auf www.aelterbasel.ch finden Sie vielerlei Informationen sowie auch die neue Zusammenstellung der oben erwähnten Schlagwörtern in der Broschüre „Basel55+“.

Nur ein bisschen ernst:

Kürzlich, genauer: Vorgestern wurde ich alt. Gut, das werden fast alle irgendwann und es hatte sich schon länger angekündigt. “Plötzlich alt” wäre also übertrieben. Ich merke aber doch, wie lange ich vorher gesagt hatte: Ich bin noch nicht sechzig. Jetzt bin ich es also. Das ist sehr merkwürdig. Bisher waren das immer andere.

Mir fällt Verschiedenes auf: Im letzten Jahr wurde ich zweimal gefragt, ob ich noch arbeite oder schon pensioniert sei. Es ist unbestreitbar, dass ich alt genug aussehe, um Rentner zu sein.

Ich beklage mich nicht darüber. Ich will nicht noch einmal jung sein. Ein kleines bisschen jünger vielleicht manchmal. Aber es ist schon okay so wie es ist.

Neben weniger erfreulichen Dingen wie mehr gesundheitlichen Fragen und der Tatsache, dass ich beim Velofahren öfter das Velo den Berg hinaufschiebe als -fahre, gibt es auch positive Dinge:

Ich habe eine Super-Power entwickelt: Jugendliche können mich nicht sehen. Sie laufen fast durch mich hindurch. Ich kann ihnen zuhören, sie merken nicht, dass ich da bin. Wäre es möglich, die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen anzuwenden? Natürlich nur im Kampf für das Gute, wie bei allen Superhelden.

Etwas anderes ist, dass mich junge Frauen auf der Strasse ansprechen, wenn sie eine Adresse suchen. Ich sehe offenbar ungefährlich aus. Wegen mir wechselt niemand die Strassenseite. Vielleicht umgibt mich auch eine weisshaarige Aura von Weisheit?

Ich muss auch nicht mehr so viel wie früher. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Ich habe Freunde, die schon so lange zu mir halten, dass sie mir nicht wegen dem kleinsten Fehler die Freundschaft künden. Ich kann mir erlauben, auch mal was ganz Schräges zu sagen.

Im Zug kann ich kräftige junge Männer fragen, ob sie meinen wie immer viel zu schweren Koffer in die Gepäckablage hochheben. Sie machen es gerne, ist meine Erfahrung. Noch nie hat mir jemand seine Hilfe verweigert.

Wenn ich durch die Stadt gehe oder mit dem ÖV unterwegs bin, stelle ich fest: Es gibt immer mehr von uns. Oder ich sehe sie endlich, die anderen Senioren. Vielleicht war auch ich blind für sie? Oder erkannte ihre Super-Power, sich unsichtbar zu machen noch nicht? Manchmal nicke ich einem freundlich und wissend zu, wenn unsere Wege sich kreuzen. Wir wissen Dinge, die viele noch nicht wissen.

Mein Rat an alle Senioren: Sagt den Jungen nicht, was sie tun sollen. Fragt sie, was sie beschäftigt, was ihnen wichtig ist im Leben. Zeigt echtes Interesse. Erzählt eure alten Geschichten nur, wenn ihr gefragt werdet. Sagt nie: “Ich weiss genau wie das ist”, selbst wenn es stimmt. Das ist etwas vom Merkwürdigen, dass ich innert Sekundenbruchteilen wieder empfinden kann, was ich vor 20, 30 oder 40 Jahren empfunden habe. Zum Beispiel dass es mich genervt hat, wenn ein “Alter” mir gesagt hat: Ich weiss genau, was dir fehlt.

Und manchmal weiss ich, an einem Fest zum Beispiel oder einer Einladung: Jetzt ist Zeit zu gehen. Die jungen Leute brauchen noch etwas Zeit unter sich. Ich muss auch nicht alles wissen. Wenn sie wollen, dann werden sie mit ihren Fragen und Sorgen kommen. Ich werde zuhören und nur ganz sparsam Rat geben. Und nur, wenn das gefragt ist.

Ein bisschen ernster:

Noch habe ich 5 Jahre Lohn-Arbeit vor mir. Noch braucht es mich für verschiedene Aufgaben. Das ist ein Geschenk. Und dann? Ich sehe in der Kirche, wie dringend es freiwillig Mitarbeitende braucht. Gerade auch ältere Menschen, die sich ein junges und offenes Herz bewahrt haben. Sie können so viel geben an Aufmerksamkeit, an Gelassenheit im Blick aufs Leben. Die Stürme, die heute junge Erwachsene durchleben müssen in einer sich immer schneller drehenden Welt: Wir Senioren wissen, dass die Menschen sich nicht in diesem Tempo verändern lassen. Es braucht Spaziergänge, planloses Flanieren, es braucht Zeit für Kultur, es braucht gute Nachbarn und Freunde. Es braucht durchgängige Generationen, die unglaublich von einander profitieren können.

Was für die Kirche stimmt, stimmt auch für unsere Gesellschaft. Seniors@Work ist eine Plattform mit riesigem Potential. Wenn es sie nicht gäbe, jemand müsste sie erfinden. Zum Glück ist das schon geschehen!

Pfr. Martin Dürr, reformierter Co-Leiter des Pfarramts für Industrie und Wirtschaft BS BL

Haben Sie schon einmal das Wort „Senioren“ bei Google eingegeben? In 41 Sekunden meldet mir dieser Internetanbieter rund 82 Millionen (82’000’000!) Ergebnisse.

Schmunzeln musste ich, dass zuoberst auf der Liste eine „Single Senioren“ Datingseite steht. Eine Partnerbörse also. Dann folgen natürlich die üblichen Stichwörter wie „Senior – Wikipedia“ oder „SeniorBasel“ oder „Älter Basel: Home“ bis hin zur „SeniorenUNI“.

Wenn man sich durchklickt, dann kommt man irgendwann viel später auf interessante Seiten wie z.B. „Senioren Greifensee“ oder „Senioren Würenlingen“. Frutigen führt eine eigene Seite für Seniorinnen und Senioren, der Innerschweizer Fussballverband nennt das Stichwort, ja selbst „Freie Senioren-Stellen“ werden angeboten. Büsingen, Geuensee, Kreuzlingen und wie die Orte alle heissen, stehen mit dem Wort „Senioren“ im Netz. Selbst Reiseanbieter sind zu finden: Extraangebote für ältere Menschen sind anscheinend gefragt. Ein Automobilverband bietet Senioren-Fahrkurse an, Golf kann man als Senior auch lernen und Schlittschuhfahren lässt es sich im Rheintal als Seniorin oder Senior sehr gut! Der Tarifverbund Nordwestschweiz bietet Kurse an für „Mobil sein & bleiben“ und nicht zuletzt buhlen die Parteien der Schweiz ganz aktuell ebenfalls um ältere Menschen.

Und definitiv lachen musste ich, als ich mehrere Einträge fand unter dem Label „Senioren 30+“! Ich werde das mal meinen Kindern unterjubeln!

Beatrice

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