Im Februar 2021 erreichte mich die Stellungnahme des Vereins Fundus Basel zur neuen Vision für die Alterspolitik „Gut und gemeinsam älter werden in Basel-Stadt“. Verein Fundus? Was ist denn das für eine Organisation? Meine Neugierde war geweckt, und ich suchte den Kontakt zu dieser Anlaufstelle. An einem kalten Dienstag-Vormittag im März fuhr ich deshalb an die Hammerstrasse 160, um Näheres über Fundus zu erfahren. Begrüsst wurde ich auf das Freundlichste von Nicole Tschäppät, der Geschäftsleiterin.

Die Hammerstrasse 160 zu finden, ist zwar nicht schwer, jedoch muss man sehr aufmerksam sein, um den Innenhof mit den verschiedensten Ateliers nicht zu verpassen. Fundus Basel ist dort seit Kurzem in einem Atelier eingemietet und hat also eine offizielle Adresse. Ein grosser Raum mit zwei Computern, einem gemütlichen Tisch mit Stühlen sowie die üblichen Büroschränken bestücken den Raum. Auffällig: ein Veloanhänger sowie ein grosser Ständer mit den verschiedensten Broschüren und Flyern von vielfältigen Organisationen und ihren Angeboten. Augenfällig: hier ist eine Netzwerkerin am Tun!

Nicole Tschäppät erzählt, dass sie ihre beruflichen Sporen in der Quartierarbeit abverdient hat, bedingt durch ihre Ausbildung als soziokulturelle Animatorin. Im Jahr 2017 leitete sie ein Quartierprojekt im Hirzbrunnen, als ihr Fachpersonen aus drei Organisation die Frage stellten, wie denn die Situation von Seniorinnen und Senioren im 4. Lebensalter im Schoren aussehe. Aber wie erreicht man Seniorinnen und Senioren? Wie kann man Seniorinnen und Senioren aus der Einsamkeit herausholen? Was für Bedürfnisse bestehen überhaupt?

Auf meine Frage hin erläuterte mir Frau Tschäppät, sie habe deshalb viele Organisationen zu einem Netzwerktreffen eingeladen, an welchem besprochen wurde, wie schwer erreichbare Senioren und Seniorinnen besser erreicht werden können. Als erste Massnahme lancierte Nicole Tschäppät mit dem Netzwerk im 2018 die Veranstaltungsreihe „Selbständig im Alter“, welche verschiedene Altersfragen thematisiert und im Quartier stattfindet. Jedoch merkte sie, dass es ältere Menschen gibt, die zwar gerne an eine Veranstaltung kämen, aber körperlich zu schwach, zu müde, zu betagt seien, den Weg unter die Füsse zu nehmen. Kurz und gut: für die zweite Veranstaltungsreihe im 2019 organisierte sie einen Abholdienst. Und die Veranstaltungsreihe war ein Erfolg.

2019 formierte sich der Verein Fundus Basel, erzählt mir Nicole Tschäppät, als konkrete Folge ihrer Altersarbeit im Projekt, den Rückmeldung der Organisationen und Beobachtungen, Umfragen und Analysen. Sie selber ist zu 60% als Geschäftsführerin angestellt. Vorstand und Helfende arbeiten ehrenamtlich. Frau Tschäppät macht zweimal zwei Stunden pro Woche Basisarbeit. Konkret heisst das, sie steht mit ihrem Veloanhänger, den Stühlen, einem Klapptisch und dem Flyerständer immer an den selben neuralgischen Orten in der Nähe zweier Einkaufszentren und sagt den Vorbeigehenden einfach nur „grüezi“ und signalisiert Gesprächsbereitschaft.  Sie erwirbt sich das Vertrauen der Menschen, die teilweise auch neugierig fragen, was sie da mache. So ergeben sich Gespräche und Nicole Tschäppät kann erkennen, wo es Probleme gibt. Sie triagiert zum Beispiel bei finanziellen Problemen, sozialer Isolation oder gesundheitlichen Themen und sie vermittelt den Hilfesuchenden Begleitung: für den Coiffeurbesuch, für den Gang zum Amt, zum Einkaufen oder schlicht nur für einen Spaziergang.

Und wie ist jetzt das mit den Freiwilligen? frage ich nach.

Rund 15 Freiwillige haben schon irgendeine Aufgabe übernommen. Manche Aufgaben sind nach einem Termin abgeschlossen, andere werden zu Tandems, die über lange Zeit bestehen bleiben. Wichtig ist dabei, die Hilfesuchende und den Freiwilligen gut zu kennen, um sie sorgfältig kombinieren zu können. Frau Tschäppät erzählt begeistert von der 20jährigen Frau, welche grosse Freude hat, eine 93jährige zu betreuen. Die 20jährige hat nun eine „Grossmutter“, die 93jährige freut sich über eine „Enkelin“. Diese beiden Damen funktionieren als Tandem total autonom. Dieses Arrangement begann, als während des ersten Lockdowns die junge Frau für die alte Dame einkaufen ging.

Nicole Tschäppät verweist auch auf ein Tandem, welches aus einem 80jährigen Witwer und einer 91jährigen Dame besteht. Er ist fit und begleitet sie fürsorglich jede Woche zu verschiedenen Terminen. 

Frau Tschäppät betont, dass Nachhaltigkeit wichtig ist, d.h. ein solches Paar sollte längere Zeit miteinander kutschieren können, damit auch das Vertrauen wächst. Die Chemie zwischen den beiden Personen muss absolut stimmen.

Der Wirkungskreis von Fundus Basel beschränkt sich ja zur Zeit auf das Hirzbrunnenquartier, welches von den Nationalitäten her ein gemischter Stadtteil ist. Wie ist es mit den Menschen mit Migrationshintergrund?

Drei Stunden pro Woche wird Frau Tschäppät von einer türkischen Dolmetscherin begleitet. Es ist sehr hilfreich, eine Person zur Seite zu haben, welche Kultur und Sprache türkischer Bewohnerinnen und Bewohner kennt. Mobile Altersarbeit heisst auch, in einem Strassenzug überall dort zu klingeln, wo ein türkischer Namen angeschrieben steht. Dies ist zwar Knochenarbeit, jedoch unglaublich bereichernd. Sehr viele sehr gute Gespräche entstehen daraus und manche Seniorin oder mancher Senior erkennt, dass sie oder er niederschwellige Hilfe suchen kann und darf.

Geht es um weitere Sprachen oder Nationalitäten, so sind dies bei den Seniorinnen und Senioren im Hirzbrunnen nach den Erfahrungen von Nicole Tschäppät vor allem Seniorinnen und Senioren mit Spanischem oder Italienischem Hintergrund. Da reichen Nicole Tschäppäts italienische Kenntnisse für die Verständigung. Und für eine ausführlichere Betreuung ist sie so gut vernetzt, dass sie die Hilfesuchenden auf direktestem Weg z.B. zur GGG Migration, zum Roten Kreuz beider Basel oder zu einer anderen Institution weiter verweisen kann.

Auf Seniors@Work angesprochen, erläutert Frau Tschäppät, dass „ihre“ Seniorinnen und Senioren wohl keine Energie (mehr) hätten und nicht (mehr) so verlässlich seien, einen bezahlten Job anzunehmen. Ihre Klientschaft ist schon in einem höheren Alter. Allerdings wäre es natürlich toll, wenn Fundus Basel freiwillige Helfende finden könnte, eventuell sogar via Seniors@Work. Leider kann die Klientschaft von Fundus Basel oft keine Honorare für Begleitungen zahlen. Aber wie so oft in der Freiwilligenarbeit: man verzichtet auf Cash, bekommt aber unbezahlbare soziale Kontakte geschenkt, lernt tolle Menschen kennen und erlebt Projekte und Lebenssituationen, die man sonst nie erfahren hätte. Freiwilligenarbeit ist nie eine Einbahnstrasse.

Ganz zum Schluss sinniert Nicole Tschäppät darüber, dass sich der Sozialraum eines Kindes nach und nach erweitert, jedoch im Alter das Fenster nach und nach wieder schliesst. In unserer Stadt gäbe es die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA), die genau das gleiche wie Fundus Basel macht, halt einfach für die Jungen. Für die ältere Generation existiere nichts. Deshalb hofft sie – und ich mit ihr – dass Fundus Basel auf finanziell sichere Beine gestellt werden kann (noch ist es sehr unsicher!). Und dass der Perimeter ihres Wirkens auch auf andere Quartiere ausgeweitet wird.

Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Ich bin beeindruckt über das Engagement und das Feuer von Frau Tschäppät. Und ich persönlich bin sowieso der Meinung, dass solche bottom-up-Projekte sehr viel nachhaltiger sind, als top-down angeordnete Massnahmen.

Herzlichen Dank dem Verein Fundus Basel und Nicole Tschäppät alles Gute!

Beatrice Isler

www.fundus-basel.ch

Kennen Sie die Senioren-Universität? Ich nehme an, Sie als aktive Teilnehmende bei Seniors@Work sagen sicher „na klar!“

Kürzlich „schneuggte“ ich auf der Website der Seniorenuni und schaute mir die Themen an, die für den Zeitraum Oktober 2020 bis Frühsommer 2021 vorgesehen sind. Und ja, ich gebe es ehrlich zu, ich musste schmunzeln: ein Grossteil der Gastvorträge bezieht sich auf Gesundheitsthemen. Rückgrat / Psychotherapie / Mikroben / Ei bis Embryo / Notfälle / Gedächtnisverlust / Parkinson und einige weitere gesundheitliche Inhalte sind aufgelistet. Natürlich gibt es auch die anderen Vorträge, diejenigen über Erbrecht, über den Kosmos, über die Emanzipation der Frau, über Globalisierung, Musik und Maschinen u.v.m. Aber aus zuverlässiger Quelle weiss ich, dass die Gesundheitsvorträge – finden Sie im Hörsaal der Universität statt – äusserst gut besucht sind. Mann oder Frau muss frühzeitig gehen, will er oder sie einen Sitzplatz.

Warum beschäftigt uns Gesundheit so sehr? Vor allem im Alter?

Ich gebe es zu: ich habe in jungen oder jüngeren Jahren nur wenige Minuten über die Gesundheit nachgedacht. Zu viel Anderes war in meinem Leben präsent. Aber je älter ich werde, desto mehr rücken da und dort Zipperlein in den Vordergrund und damit verbunden auch diffuse Ängste. Ich überlege mir aktiv, wie es weitergeht, überlege bei Grossprojekten, die eine Stadt wie Basel plant, ob ich sie überhaupt noch erlebe. In meiner Stammfamilie bin ich nun schon seit 2005 die Älteste. Eltern und Bruder – alle sind gestorben. Ich mache mir Gedanken über unsere Wohnsituation und wie wir am Besten noch lange unabhängig bleiben können: was müssen wir dafür in die Wege leiten – vor allem jetzt schon, so lange wir noch gesund und munter sind? Werde ich noch dabei sein können, wenn unser jüngstes Enkelkind einen Beruf erlernt, Hochzeit feiert, mich vielleicht zur Urgrossmutter befördert?

Mit all dem irgendwie pragmatisch umzugehen und sich nicht in eine absackende Stimmung ziehen zu lassen, ist eine Herausforderung. Und genau dafür ist meiner Meinung nach die Idee Seniors@Work Gold wert. Seniors@Work hat sich ja zum Ziel gesetzt, das Potential von Seniorinnen und Senioren zu nutzen. Dieses Potential umfasst fachliche Fähigkeiten, sicher aber auch den nicht zu unterschätzenden Erfahrungswert über das Leben an und für sich. Wer schon Jahre auf dem Buckel mit sich trägt, ist nicht per se verkalkt, sondern hat den Blick von Jahrzehnten. Und in diesem Blickwinkel spiegeln sich neue Situationen und bekommen eine weitere Dimension.

Kurz und gut: es gibt nichts Besseres, um gegen das Alter anzugehen, als sich zu engagieren. Wider die Zipperlein! Wider die diffusen Ängste! Und für einen klaren Blick und viel Freude.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich grüsse Sie herzlich! Bleiben Sie gesund! Und vielleicht sehen wir uns an der Seniorenuni?

Und übrigens: Es soll mir ja keiner kommen und sagen, Seniorinnen und Senioren seien nicht wandlungsfähig! Die Seniorenuni funktioniert in Coronazeiten per Zoom! Wie so vieles andere auch. Und „wir Alten“ sind in der Digitalisierung an vorderster Front mit dabei! Jawoll!

Beatrice Isler

Was machen Seniorinnen und Senioren, wenn sie pensioniert werden?

Obiges habe ich mich schon ein paar Mal gefragt. Natürlich gibt es diejenigen, die sich voller Elan auf ein weiteres Berufsleben stürzen. Dann gibt es jene, die aufgehen im Grosskinder hüten. Und jene, die sich die Reisen ihres Lebens gönnen.

Als langjähriges, ehemaliges Mitglied der Einbürgerungskommission bin ich aber immer wieder über Einbürgerungswillige in höherem Alter „gestolpert“. Ich nahm deshalb mit Dr. Stefan Wehrle, dem Präsidenten der Einbürgerungskommission, Kontakt auf und wollte von ihm Näheres zum heutigen Stand der Dinge wissen. Das Interview kommt in der Du-Form daher, war er doch sechs Jahr mein „Chef“ in der Kommission und noch immer sind wir in relativ engem Kontakt via Bürgergemeinde der Stadt Basel.

Lieber Stefan, immer wieder gibt Seniorinnen und Senioren, die den Weg der Einbürgerung auf sich nehmen. Sind es viele?

Bei den AusländerInnen waren es im vergangenen Jahr relativ wenige: Bei insgesamt 703 Gesuchen stammten 15 Gesuche von Pensionierten (7 Frauen und 8 Männer, wovon je drei über 70 Jahre alt waren). Deutlich höher lag hingegen mit 7 von 86 Gesuchen der prozentuale Anteil der Pensionierten bei den SchweizerInnen, welche im Jahr 2020 BaslerIn geworden sind; von diesen 5 Frauen und 2 Männern waren zwei Frauen und ein Herr älter als 70 Jahre.

In diesem Zusammenhang weise ich gerne darauf hin, dass alle BezügerInnen von Ergänzungsleistungen seit anfangs Jahr sowohl bei der Bürgergemeinde der Stadt Basel als auch beim Kanton Basel-Stadt nur die halben Einbürgerungsgebühren zahlen.

Kann es sein, dass die Seniorinnen und Senioren den Einbürgerungsprozess schätzen? Ich meine damit die von der Bürgergemeinde angebotenen Kurse?

Die von uns angebotenen Einbürgerungskurse „Kompaktkurs“ und „Fit für Basel“ werden allgemein sehr geschätzt. Nach der feierlichen Bürgerbriefübergabe im Stadthaus sind zudem alle NeubürgerInnen unter dem Titel „Basel besser kennenlernen“ zu zwölf exklusiven Angeboten eingeladen – allein deshalb lohnt sich die Einbürgerung !

Meines Wissens sitzen auch Seniorinnen und Senioren in den beiden Kammern der Einbürgerungskommission (der Zeitaufwand ist ja beträchtlich!). Wie viele sind es zur Zeit?

Von den insgesamt 12 Kommissionsmitgliedern befinden sich derzeit vier im Pensionsalter.

Warum lassen sich überhaupt Menschen im hohen Alter noch einbürgern?

In erster Linie wegen ihrer emotionalen Verbundenheit zu Basel.

Aufbewahrt habe ich das Einbürgerungsgesuch einer hundertjährigen Schweizerin, welche schrieb, ihr Wunsch sei es, als Baslerin zu sterben. 

Wird das Einbürgerungsgespräch dem Alter angepasst?

Jawohl. Unsere ca. viertelstündigen Einbürgerungsgespräche mit AusländerInnen erfolgen angepasst an ihre individuellen Verhältnisse unter Berücksichtigung von Alter, Herkunft, Bildung usw.

Sind es also eher die aktiveren Personen, die diesen immerhin rund zweijährigen Weg auf sich nehmen?

Tendenziell schon.

In Basel-Stadt dauert das ganze Einbürgerungsverfahren bei AusländerInnen 16 bis 18 Monate, bei SchweizerInnen drei/vier Monate.

Gibt es im Umfeld der Bürgergemeinde Basel Institutionen, bei welchen Seniorinnen und Senioren aktiv mitarbeiten können?

Sehr gerne weise ich auf die Möglichkeit hin, sich beim Bürgerspital freiwillig zu engagieren. Rund 100 Frauen und Männer unterstützen die BewohnerInnen unserer Pflegezentren und Wohnhäuser bei den täglichen Erledigungen oder helfen mit, ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen:

www.bsb.ch/Ueber-uns/Karriere/Freiwilliges-Engagement.html

Kennst du seniors@work, www.seniorsatwork.ch ? Wie schätzt du diese Plattform ein?

Auch diese Plattform ist für beide Seiten eine tolle Sache !

Lieber Stefan, ich danke dir für deine ausführliche Auskunft und wünsche dir, der gesamten Einbürgerungskommission und der Bürgergemeinde der Stadt Basel nur das Beste. Bleibt gesund!

www.bgbasel.ch

Beatrice Isler

Frau Professor Daniela Finke und Herr Daniel Wiener sind mir beide bekannt über komplett verschiedene Kanäle. Als ich dann hörte, dass Seniors@Work und KOSMOS in Kontakt sind und eine gute Vernetzung sinnvoll ist, bat ich die beiden Gründungsmitglieder zu einem Interview, welches wir ganz coronakonform per Email durchführten.

Lassen Sie sich, liebe Leserin, lieber Leser, überraschen, wo auf dem Bruderholz sich „das Weltall ordnet“ und was für ein tolles Projekt hier entsteht.

Sie beide, Frau Prof. Finke und Herr Wiener, sind beide Gründungsmitglieder von KOSMOS Basel. KOSMOS…. was ist das eigentlich?

KOSMOS bezeichnet einen neuen Schaffens- und Erlebnisraum für Seniorinnen und Senioren bei der Sternwarte in Basel. Es tönt, als ob der Name etwas mit dem Standort zu tun hätte. Doch er stand lange fest, bevor wir die Gelegenheit bekamen, das Gebäude des ehemaligen Astronomischen Instituts der Universität Basel zur Miete zu übernehmen. Vielleicht gilt in diesem Fall ganz besonders: Nomen est Omen. An der Venusstrasse 7 in Binningen entsteht ein Freiraum, den Seniorinnen und Senioren zur Realisierung ihrer eigenen Ideen nach der Pensionierung nutzen können. Priorität haben aber nicht private Ateliers oder Werkräume, sondern Angebote von Seniorinnen und Senioren für alle Generationen. Zum Beispiel in Bereichen wie Musik oder Gesundheit, Bewegung oder Reisen. Dazu werden, sobald Corona etwas abebbt, auch Veranstaltungen, gemeinsamer Gartenbau, Sport oder „Co-Working Spaces“ kommen. Unser Haus verfügt über viele verschiedene Räume incl. Aula, Seminarraum und Teeküche. Wir kuratieren einen bunten, spannenden Mix aus Freizeit-Tätigkeiten und Arbeit. Dazu vermitteln wir auch Arbeit ausserhalb der KOSMOS-Räumlichkeiten, teilweise in Zusammenarbeit mit Seniors@Work. Denn viele Menschen möchten ihre Fähigkeiten auch weit über ihre Pensionierung hinaus nutzen, auch zum Geld verdienen.

Wie kommen Sie beide dazu, gemeinsam ein solches Sozialprojekt zu starten? Was war der Auslöser?

Wir haben uns vor bald drei Jahren an einer Innovations-Konferenz in Zürich kennen gelernt, wo wir zufällig in einem Vortrag nebeneinander sassen. Bald realisierten wir, dass uns neben dem gemeinsamen Wohnort Basel ein Interesse am Thema Alter und Arbeit verbindet. Bei der Kontaktaufnahme mit dieser „Szene“ lernten wir eine ganz neue Welt kennen.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schwierig es ist, an Räumlichkeiten für solche Projekte zu kommen. War die Sternwarte ein glücklicher Zufall?

Ja, das Haus war ausgeschrieben, und wir haben uns mit einem Konzept beworben, das offenbar überzeugte.

Gibt es bei KOSMOS eine Vereinsstruktur? Kann man hier Mitglied werden? Wenn ja, was kostet es?

Gute Idee! Wir haben noch nie daran gedacht, einen Verein zu gründen, aber das sollten wir uns ernsthaft überlegen. Träger sind zurzeit die „Culture of Change Stiftung“, die auch noch andere Aktivitäten unterstützt sowie wir zwei als einfache Gesellschaft. Wir tasten uns an die richtige Struktur heran. Im Moment denken wir, ein Sozialunternehmen wäre erstrebenswert, aber vielleicht ergänzt durch einen Verein, wie Sie vorschlagen.

Wen wollen Sie konkret ansprechen?

Alle Seniorinnen und Senioren, die Räume für Aktivitäten, unternehmerisch tätig sein wollen oder einfach Arbeit suchen, um ihre Fähigkeiten weiter zu nutzen, sei es freiwillig oder bezahlt. Wir wollen „moderierte Arbeitsplätze“ anbieten. Was heisst das? Wir führen Gespräche mit potenziellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie mit Menschen über 65, um deren Bedürfnisse und Möglichkeiten kennen zu lernen und zusammenzuführen. Dabei geht es nicht zuletzt darum, auf der einen Seite Vorurteile abzubauen und auf der anderen Seite Selbstvertrauen zu fördern.

Ich sehe auf der Website www.kosmosbasel.ch, dass es eine digitale Buchungsplattform geben wird, mit welcher Seniorinnen und Senioren aus einem breiten Spektrum Angebote und Aktivitäten auswählen können. Ältere Menschen ohne Computer sind davon ausgeschlossen. Wie wollen Sie diese erreichen?

Nicht alles läuft digital, wie wir schon dargelegt haben. Und wir vertrauen in die Lernfähigkeit, auch von älteren Menschen. Und wir wollen diese auch gezielt fördern.

Und apropos: Sie schreiben von einem Shuttleservice, der die Erreichbarkeit des Hauses gewährleistet. Wie ist das angedacht?

Gegenwärtig laufen Gespräche mit der Gemeinde Binningen und mit der BLT. Die Gemeinde hat schon lange den Plan, das angrenzende Bruderholz mit dem öffentlichen Verkehr zu erschliessen. Das wussten wir nicht, bevor wir Kontakt aufnahmen. Aber es gibt hier oben noch weitere Aktivitäten wie das Sonnenbad, Familiengärtner, einen Hofladen oder den meteorologischen und den astronomischen Verein, um nur ein paar Beispiele zu nennen, die von einem solchen Linienbus träumen. Zudem ist der Friedhof Binningen bisher schlecht angebunden, und es gibt viele Spaziergänger. Alle zusammen schaffen wir es möglicherweise, die Nachfrage zu generieren, die es für einen solchen Shuttle braucht. Dieser wäre dann ins Tarifsystem des TNW eingebunden.

Sie beide kennen die Plattform Seniors@Work und dessen Gründer Alexis Weil. Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?

Seniors@Work ist weitherum bekannt. Wir wurden nicht zuletzt vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, dessen Vorsteher in unserem Beirat ist, ermutigt, mit Alexis Weil Kontakt aufzunehmen. Der Austausch war äusserst positiv und offen. Wir haben auch bereits begonnen, konkret zusammen zu arbeiten, indem wir Mitarbeitende aus dem Pool von Seniors@Work für unsere Pinselrenovation des Hauses auf dem Margarethenhügel engagiert haben.

Wie stellen Sie sich eine weitere Zusammenarbeit vor?

Wir gehen allgemein Schritt für Schritt vor. Probieren aus und behalten, was sich bewährt, verwerfen, was nicht so gut funktioniert. Das nennt sich „agile“ Projektentwicklung. So bauen wir auch die Zusammenarbeit mit Seniors@Work auf. Bisher läuft es sehr gut, und wir können uns vorstellen, enger zu kooperieren.

Frau Prof. Finke und Herr Wiener, ich wünsche Ihnen sehr herzlich viel Glück und viel Erfolg für ihr ausserordentlich spannendes Projekt. Alles Gute und bleiben Sie gesund!

Und an „meine“ Leserinnen und Leser folgt der Aufruf: bei weiteren Fragen, Ideen, Engagement… wenden Sie sich an KOSMOS!

www.kosmosbasel.ch

Beatrice Isler

Ich kenne Werner Wassermann schon seit vielen Jahren. Seine grosse Gestalt, sein fröhliches Lächeln, seinen Humor und seine herzensgute Art waren viele Jahre Programm im Gundeli. Immer wieder liefen wir uns über den Weg, an diesem Fest, an jenem Anlass oder einfach auf der Strasse, da das „Momo“ ja bei uns quasi um die Ecke liegt. Und immer noch ist er dem Gundeli verbunden, vor allem auch mit einem ehrenamtlichen Posten in einer Institution, welche schon sehr lange am Winkelriedplatz still und unaufgeregt gute Taten vollbringt: dem Treffpunkt Gundeli.



Lieber Werni, du hast lange Jahre das Alters- und Pflegeheim Momo an der Bruderholzstrasse geleitet. Gibt es ein herausragendes Erlebnis, welches dir aus deinen langen Berufsjahren in Erinnerung geblieben ist?

Ich durfte viele besondere Menschen kennenlernen und hatte viele Ereignisse, welche mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Aber ein Highligt war, als wir eine 92-jährige rollstuhlabhängige Dame hinten auf meinen Ultraleichtflieger hievten und ich mit ihr eine stündige Tour übers Elsass flog. Die Dame erzählte mir dabei, dass sie als 16jähriges Mädchen zum ersten Mal auf dem ersten Basler Flugfeld „Sternenfeld“ einen Rundflug machen durfte und dass sie als 32jährige Frau das Matterhorn bestiegen hat.


Seit wann bist du pensioniert?

Ich wurde im Februar 2016 mit 67 Jahren pensioniert.



Geniesst du die Pension?

Ja, ich geniesse die Zeit. Meine jetzige Frau eröffnete ein Jahr vor meiner Pensionierung ihre Praxis für medizinische Massagen. Als ich pensioniert wurde, zog die Praxis an, meine Frau kann ihre vielen Termine wahrnehmen, weil ich für unseren, nun 9jährigen Sohn da sein kann und daneben meine Rolle als Hausmann lebe.



Das Gundeli hat dich noch nicht losgelassen: Du engagierst dich in der Freiwilligenarbeit. Genau gesagt beim Treffpunkt Gundeli und – ich glaub neu – als Präsident? Was bietet der Treffpunkt Gundeli genau?

Unser Treffpunkt bietet armen und einsamen Menschen unserer Gesellschaft eine warme Stube, die Möglichkeit, sich während 5 Tagen in der Woche gesund und günstig zu ernähren, Spiele zu machen, Zeitschriften zu lesen (Obdachlose dürfen bei uns auch duschen), Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen sowie direkte Unterstützungen (Sozialarbeit) und Vermittlungen mit Ärzten oder Ämtern, Hilfe bei Schreiben und Steuererklärungen u.v.m.



Warum engagierst du dich? Wieso hast du dich zum Präsidenten wählen lassen?

Unsere liebste und beste Freundin, Pia Weisskopf, war bis zu ihrem frühen Tod die erste angestellte Stellenleiterin im damaligen „Treffpunkt für Stellenlose“. Obwohl ich nebst meinen anderen Ehrenämter (Förderverein Momo, Bebbi-Bängg) meinen Hausmannpflichten und meiner Mithilfe im
Momo keinen Nebenjob mehr gesucht habe, hat mich diese Freundschaft zu Pia „verpflichtet“ mich für „ihren“ Treffpunkt und „ihre“ Männer einzusetzen.


Wie viel Prozente umfasst dein Engagement?

Im Moment sind das etwa 15%, also so um die 6,5 Stunden in der Woche



Eure Klientinnen und Klienten: kannst du sie beschreiben? Konkret: sind es alles Langzeitarbeitslose? Frauen? Männer? Junge? Alte?

IV – und Altersrentner, arbeitsunfähige Menschen, Menschen in einem schwierigen Lebensabschnitt,
zu 2/3 Obdachlose oder sonst völlig verarmte Menschen, zu 1/3 vereinsamte Menschen. 85% Männer und 15% Frauen.



Ihr bietet auch Arbeitseinsätze an. Was für Arbeitseinsätze sind das in aller Regel?


Arbeitseinsätze meist Kurzeinsätze eigentlich nur noch Zusammen mit dem Job-Shop. Unsere Leute sind für „normale“ Arbeiten nicht mehr vermittelbar. Aus diesem Grund haben wir vor Jahresfrist auch unseren Treffpunkt für Stellenlose in Treffpunkt Gundeli umgetauft



Kennst du Seniors@Work?


Seniors@Work kenne ich, wir haben, als unser Koch während der ersten Coronawelle krank wurde, sogar überlegt, via dieser Plattform einen Aushilfskoch zu suchen. Dadurch dass die Stellenleiterin ebenfalls vom Virus gepackt wurde, mussten wir unseren Treffpunkt vorübergehend schliessen – die Anfrage hat sich damit erübrigt.



Könnte es sein, dass das Angebot von Seniors@Work einer Klientin oder einem Klienten aus dem Treffpunkt helfen würde?

Von den heutigen Besuchern des Treffpunktes denke ich, dass keine zu vermittelnde Person dabei ist. Vielleicht (gerade durch die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise) ändert sich das in naher Zukunft – jedenfalls werden wir vom Treffpunkt dieses Angebot im Hinterkopf behalten.


Lieber Werni, ich danke dir sehr herzlich für dein grosses Engagement und nicht zuletzt für dieses Interview. Ihr tut Gutes. Zeit, dass wir darüber reden!

Bleibt gesund!

https://www.treffpunktgundeli.ch/

Seniors@Work ist für den von der Gruppe23.ch lancierte Prix BÂLEence nominiert. Ein weiterer Meilenstein im Aufschwung unseres innovativen Startup-Unternehmens zu Gunsten von Seniorinnen und Senioren. Ich gratuliere herzlich, denn schon eine Nomination ist ein grosser Schritt.

Ich schreibe von Innovation. Aber was ist damit gemeint? Innovation, allgemein gedeutet, bezeichnet „in den Wirtschaftswissenschaften für die mit technischem, sozialem und wirtschaftlichem Wandel einhergehenden (komplexen) Neuerungen.“

Innovation ist auch ein Prozess, die Weiterentwicklung einer Idee, unter Abwägung sämtlicher angrenzender Puzzleteile. Diese Puzzleteile heissen Unternehmertum, Engagement, Hartnäckigkeit. Es braucht eine soziale Haltung, ein offenes Ohr und eine Weitsicht, um nicht letztlich an der eigenen Engstirnigkeit zu scheitern. Und es braucht Mut!

Diejenigen, die von diesem Mut profitieren können, sind Sie alle, liebe Leserin, lieber Leser. Die sogenannte „Silver Society“ profitiert von einem Jungunternehmer. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Und auch die Wirtschaft profitiert vom innovativen Gedanken, eine Plattform
zu schaffen, in der sich Gebende und Nehmende auf Augenhöhe begegnen können. Hier geht es aber nicht nur um Mut, sondern auch um Erfahrung, um Wissensaustausch. Zu viel geht sonst verloren.

Waren Sie schon im neu renovierten Saal des Stadtcasinos? Konnten Sie die neue Orgel schon bewundern? In der neuen Orgel paart sich jahrhundertealte Tradition mit neuster digitaler Technik. Mich persönlich beeindruckt vor allem das Wissen um den Bau einer Orgel. Neuste Technik in Ehren – für richtig gestimmte Orgelpfeifen in der perfekten Legierung
braucht es fernab von industrieller Herstellung Präzisionshandwerk und Wissen.

Oder lassen Sie mich vom Schuhmacher erzählen. Fast alle unsere Schuhe hat er bisher geflickt. Er hat neue Riemchen angesetzt, für Flickarbeit den richtigen Faden gehabt. Zuletzt ging er für ein paar Sommerschuhe von mir sogar auf die Suche nach dem richtigen Ersatzstück, damit der Schuh wieder perfekt aussah. Unsere Absätze hielten nach der Reparatur wunderbar, er flickte Gürtel und Taschen und verwendete immer gutes Material. Was für ein Verlust: er hat sein Geschäft aufgegeben. Wissen und Handwerk geht leider verloren.

Was ich damit sagen will?

Ich nehme an, Sie gehen mit mir einig: Alexis Weil ist ein Jungunternehmer und ihm gebührt der Dank für seinen Mut, seine Hartnäckigkeit und seine Innovation mit der Idee Seniors@Work. Er trägt dazu bei, dass Wissen, Erfahrung und Handwerk erhalten bleibt. Die ganze S@W-Community drückt ihm sicher nun die Daumen, dass er beim Prix BÂLEnce obenauf schwingt.

Toitoitoi, lieber Alexis!

Beatrice Isler

www.gruppe23.ch

Teilen ist angesagt!

Wie haben Sie es mit dem Gleichgewicht, liebe Leserin, lieber Leser? Treiben Sie Sport? Machen Sie Gleichgewichtsübungen? Ich z.B. versuche ab und an auf einem Bein stehend Zähne zu putzen: gar nicht so einfach! Als mein Mann nach einen Velounfall lange in die Physio gehen musste, brachte er diverse Übungen nach Hause, die er nun weiter fleissig durchführt.  Wenn ich Zeit habe, mache ich mit. Und übrigens: die Kombination von Bewegung und Denksport, wie z.B. während des Spazierganges auf einer Linie zu gehen und gleichzeitig rückwärts zu rechnen ist eine hohe Herausforderung.

Aber was hat das mit Seniors@Work zu tun?

Ganz einfach: wenn wir voller Tatendrang älter werden und im Berufsleben weiter tätig sein wollen, ist es von eminenter Wichtigkeit, sich fit zu halten. Das Dumme ist – finde ich, denn ich bin wahrlich nicht wahnsinnig sportlich – dass die Fitness nicht einfach bleibt, sondern im Alter abnimmt. Und Fitness zu erhalten, ist irgendwie anstrengend, wenn man älter wird.

Im Berufsleben zu bestehen braucht Kraft, Ausdauer und nicht zuletzt gute Laune. Denn mit einem Lächeln und mit Humor lassen sich manch schwierige Situationen bereinigen. Aus meiner Erfahrung kann ich bestätigen: komme ich gedanklich in eine Sackgasse, gehe ich spazieren. Das macht meinen Kopf frei, lenkt ab und lässt mich frisch und erholt wieder an den Text oder die Arbeit gehen, und ich habe dazu noch etwas für die Gesundheit gemacht. Oder aber ich gehe in die Küche und koche etwas Feines, Gesundes. Und sowohl Kochen als auch Spazieren macht mich friedlich und gibt mir die nötige Gelassenheit, Sackgassen zu bewältigen.

Ich weiss, dass ich mir als Selbständige einen Break im Gedankengang im Sinne eines Spazierganges erlauben kann. Sitzt man in einem Büro, bleibt wohl nur der Gang zur Kaffeemaschine, der Schwatz mit einer Kollegin oder einem Kollegen, das Schnappen von Frischluft am Fenster.

Liebe Mit-Seniorinnen und Mit-Senioren: ich wünsche Ihnen, dass Sie Tipps und Tricks auf Lager haben, mit dem Älterwerden umzugehen. Eigentlich nimmt mich sehr wunder, wie Sie Sackgassen-Situation bewältigen und wie es Ihnen ergeht, als ältere Person im Berufsleben zu stehen. Schreiben Sie uns das doch und geben Sie Ihre Erfahrungen der Seniors@Work-Community weiter! Teilen ist angesagt!

Beatrice Isler

Homeoffice und seine Tücken

Unlängst ging ich zu meiner Tochter, welche seit Corona regelmässig Homeoffice macht. Sie sass an ihrem Schreibtisch, vor sich einen Laptop, dazu einen zweiten Bildschirm, eine externe Tastatur, das Headset auf dem Kopf. Der Schreibtisch war schön aufgeräumt und es lagen nur wenige Blätter mit Notizen da.

Mir fiel ihre Haltung auf. Überhaupt nicht SUVA-gerecht war ihr Rücken gebeugt, ihr Hals vorgestreckt, und ich hatte den Eindruck, sie musste sich anstrengen, um die Tabellen auf ihrem kleinen Laptop-Bildschirm richtig zu erkennen. Gleichzeitig verglich sie diese Einträge mit einer Exceltabelle auf ihrem zusätzlichen, relativ kleinen Bildschirm. Letzteren hat sie sich selber gekauft, um sich irgendwie zu Hause für die Arbeit organisieren zu können.

Sie erzählte mir, dass sie im Büro einen ergonomischen Arbeitsplatz habe. Mit Cave-Bildschirm, also gross, übersichtlich. Der Schreibtisch zu Hause… na ja. Aber sie hätte die Möglichkeit, ein Stehpult via ihr Geschäft zu kaufen. Nein, geschenkt bekomme sie das nicht.

Soviel also zur Gesundheit in Zeiten von Corona.

Wenn Seniorinnen und Senioren im Arbeitsprozess eingebunden sind und Homeoffice machen müssen, werden sie wohl dieselben Schwierigkeiten haben, wie meine Tochter. Auf allen Ebenen wird die Gesundheit im Alter thematisiert, nicht zuletzt auch vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, welches gerade daran ist, mittels einer Umfrage Visionen für das Alter zu entwickeln. Aber ich vermisse den kritischer Blick auf Alter und Arbeit. Im Alter redet man immer nur von Freiwilligenarbeit, Helfen, Betreuung, sozialer Isolation. Aber es gibt sie auch, die aktiven Seniorinnen und Senioren, wir hier bei Seniors@Work, welche sich noch nicht auf ihr „Altenteil“ zurück ziehen, sondern aktiv und selbstbestimmt im Arbeitsprozess dabei sind.

Deshalb meine Aufforderung an Sie, liebe Leserin, lieber Leser! Melden Sie sich beim Gesundheitsdepartement und machen Sie an der online-Befragung mit! Hier der Link dazu:

https://www.gd.bs.ch/dossiers-projekte/alterspolitik.html

Man kann bis 20. September 2020 das Formular ausfüllen. Und scheuen Sie sich nicht, in den Kommentarfunktionen Ihre Meinung zu platzieren.

Und zu guter Letzt hoffe ich, dass Sie alle, die Homeoffice machen oder anbieten, eine bessere Arbeitssituation haben als meine Tochter. Bleiben Sie gesund!

Beatrice Isler

Viele unserer Freundinnen und Freunde sind in ähnlichem Alter wie wir. Sie werden nun reihum pensioniert. Ist Ihnen auch aufgefallen, liebe Leserin, lieber Leser, dass man rund um die Pensionierung so viel Verschiedenes zu hören bekommt?

Da gibt es den Einen, der über 40 Jahre in demselben Geschäft gearbeitet hat. Er wurde mit einem grossen Fest verabschiedet. Der Chef stand am Abschiedsapéro auf einen Stuhl und hielt eine tolle Rede über ihn. Die Belegschaft hat gesammelt für ein grosses Abschiedsgeschenk. Und zwei Fotobücher lagen auf, in denen alle ihre Gedanken, Wünsche und Geschichten niederschrieben, die sie mit dem Pensionierten erlebt hatten.

Da gibt es die Andere: ihre Pensionierung fiel in den Lockdown. Keine Verabschiedung, kein Fest, nur ein dürres Schlussgespräch und alle waren erleichtert, denn die grossen, anstehenden Veränderungen waren nicht mehr ihr Ding gewesen. Und die jungen, neuen Chefs „dynamisierten“ und forcierten Umstrukturierungen, in denen „die Alten“ keinen Platz mehr zu haben scheinen.

Eine, uns sehr gut bekannte Person, wurde aus der Pensionierung mit einem Hilferuf wieder in die Arbeit geholt! Die Nachfolge hatte nicht geklappt. Eine andere Person musste als Hochrisikoperson während des Lockdowns zu Hause bleiben. In dieser Zeit wurde der ganze Arbeitsplatz weggeräumt – ohne Information und mit der Aussage: „Du wirst ja sowieso Ende Juni pensioniert.“.

Am 14. Juli 2020 erschien in der Basler Zeitung ein Artikel über Japan, mit dem Titel „Von wegen Ruhestand“. Der Journalist Thomas Hahn aus Tokio beschreibt japanische Seniorinnen und Senioren als umworbene Personen. Es gibt dort ein „Zentrum für silbernes Humankapital“, welches Seniorinnen und Senioren neue Ausbildungen vermittelt – Personal, welches in Japan fehlt, z.B. um Räume zu reinigen, Bäume zu pflegen, den Gemeindebus zu fahren. Diese Menschen über 65 sollen einerseits das geplatzte Rentensystem auffangen und andererseits den fehlenden Nachwuchs ersetzen. Denn 28,4 % der Japanerinnen und Japaner sind 65 Jahre alt oder älter.

Nachwuchs- und Fachkräftemangel beherrschen also Japan. Bei uns in der Schweiz tönt es ähnlich. Trotzdem hört und liest man über Frühpensionierungen, über Aufhebungen der Arbeitsplätze älterer Mitarbeitenden und einen etwas respektlosen Umgang mit den älteren Mitarbeitenden.

„Silbernes Humankapital“: Schon allein dieses Wort aber symbolisiert die Wertschätzung gegenüber älterer Mitmenschen! Eine solche Wertschätzung dürfte m.E. in unserer schönen Schweizer Arbeitswelt auch etwas mehr praktiziert werden. Unternehmen könnten sich der neuen Situation anpassen und mit einberechnen, dass ältere Mitarbeitende vielleicht etwas langsamer arbeiten, vielleicht aber auch etwas genauer und überlegter. Mit Sorgfalt. Mit Erfahrung. Und mit dem Blick über die Nasenspitze.

Liebe Seniors@WorkerInnen: Sie sind gefragt! Sie sind „silbernes Humankapital“! Denken Sie immer daran und seien Sie stolz darauf! Egal, wie ihre Pensionierung gelaufen ist: Sie sind immer noch gefragt.

Beatrice Isler

In Basel stehen im Oktober Gesamterneuerungswahlen des kantonalen Parlaments und der Regierung an. Ganz wenig hat der Wahlkampf schon angefangen, jedenfalls sind in allen Parteien die Kandidierenden fleissig daran, sich von den professionellen Werbern fotografieren zu lassen. Die Parteien haben Konzepte für den Wahlkampf, die Kandidierenden suchen zusätzlich ihren eigenen Weg, sammeln Adressen, bereiten sich für Events vor, Strassenaktionen werden geplant, Plakatwände gebucht und vieles mehr.

Einer der Kandidierenden ist Marcel Rünzi. Er ist im Pensionsalter und stellt sich zur Wahl in den Grossen Rat. Warum wohl? Aber lassen wir ihn doch selber zu Wort kommen.

Lieber Herr Rünzi, sie sind sehr fit und munter! Wie alt sind Sie?

Ich bin 78 Jahre alt.

Was für eine Berufskarriere haben Sie hinter sich?

Mit 16 Jahren habe ich eine Lehre in einem Ingenieurbüro als Eisenbetonzeichner begonnen und nach 3 Jahren abgeschlossen.

In der Projektierung und Bauaufsicht von zahlreichen Strassen-, Brücken- und Hochbauten in der Region und in der Zentralschweiz war ich in Büros in Pratteln und Zofingen beschäftigt.

1968 nahm ich eine Stelle im Tiefbauamt an, in der Absicht, die Kantonale Verwaltung kennen zu lernen und danach wieder in die Privatwirtschaft zurückzukehren. Doch wurde daraus eine Lebensstelle in verschiedenen Chargen beim Kanton. Nach verschiedenen Engagements im Strassenbauten wurde mir die Koordinationstelle für Leitungsverlegungen übertragen. Mein Auftrag war, als Bindeglied zwischen dem Tiefbauamt und den involvierten kantonalen und eidgenössischen Ämter (Industrielle Werke, Gewässerschutzamt, PTT) sowie der beauftragten Ingenieurbüros die Projekte zu koordinieren.

Namentlich betraf es Grossvorhaben wie der Nationalstrassenbau und grösseren Strassen- und Kunstbauten des Kantons. Als Beauftragter des Tiefbauamtes bei der für die Zu- und Ableitungen zur ARA Basel zuständigen Projektgruppe der Pro Rheno begleiteten wir, zusammen mit Vertretern des Gewässerschutzamtes Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie den Chemiebetrieben Ciba-Geigy und F. Hoffmann – La Roche die Vorhaben in dreifacher Millionenhöhe. 1982 wurde dann die ARA Basel in Betrieb genommen.

Mit Schwerpunkt begehbarer Leitungstunnels war ich auch auf eidgenössischer Ebene mit der Ausarbeitung von Normen aktiv.

Anfangs der 90er Jahre wurde ich als Leiter der Bodenbewertungsstelle und Mitglied der Bewertungskommission gewählt und arbeitete mich in einen neuen Aufgabenbereich ein. Auf dieser Stelle konnten sich Liegenschaftseigentümer aus der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand über Liegenschaftswerte beraten und Liegenschaften bewerten lassen . Teil der Aufgabe war auch die Bemessung der schweizweit noch kaum bekannten Mehrwertabgabe, gemäss Eidg. Bundesgesetz über die Raumplanung und kantonale gesetzliche Vorgaben .

2004 ging ich in Pension, arbeitete aber noch einige Zeit weiter als Mitglied der Bewertungskommission und als unabhängiger Berater.

Was reizt Sie daran, sich für die Grossratswahlen als Kandidat aufstellen zu lassen?

Die Mitgestaltung der Politik unseres Kantons hat mich zeitlebens interessiert. Dass ich mich in meinem Alter nochmals zur Verfügung stelle habe ich mir lange überlegt. Ich habe mich überzeugen lassen, dass das Alter allein kein Grund zu einem Nichtantreten sei, zumal ich politisch seit meinen Jungendjahren aktiv war und in Grossbasel West noch immer aktiv mitwirke; mit Leserbriefen und Engagements für einzelne Vorhaben wie dem Erhalt des mir am Herzen gelegenen Lysbüchelareals für das Gewerbe (wo der Souverän sich dann für eine Mischnutzung Wohnen/Gewerbe entschieden hat).

Da ich tagtäglich das politische Geschehen lebhaft verfolge, könnte ich mir ein nochmaliges Engagement im Grossen Rat gut vorstellen.

Macht Wahlkampf überhaupt Spass?

Wahlkampf hat mir immer Spass gemacht. Zusammen mit Kandidatinnen und Kandidaten auf der Strasse und an Veranstaltungen aufzutreten, lässt uns die Bedürfnisse und Anliegen der Bevölkerung nachzuvollziehen, ja gar miterleben.

Hatten Sie schon mal ein Amt als Parlamentarier inne? Und wenn ja, was hat Ihnen daran gefallen?

Lange Jahre war ich Mitglied des Bürgergemeinderates, dem Parlament der Bürgergemeinde Basel. Als Parlamentarier und als Präsident der Kommission Bürgerspital lernte ich die Parlamentsarbeit kennen und schätzen.

Mitglied des Grossen Rates war ich zwischen 2003 und 2008. Als Mitglied der Bau- und Kunstkommission und der Geschäftsprüfungskommission erlebte ich die Politik nun aus der Warte des Kantonalen Parlaments. Eine lebhafte Zeit mit interessanten Herausforderungen und positiven Erfahrungen.

Können Sie Seniorinnen und Senioren empfehlen, sich für politische Ämter zu interessieren, gar zu kandidieren? Wenn ja, warum? Und wenn nein, warum nicht?

Für mich gibt es keine allgemein gültige Antwort. Ich würde nur auf Frauen und Männer zugehen, von denen ich überzeugt wäre, dass sie das politische feu sacré intus haben, Interesse am Amt bekunden und auch bereit wären, sich einzubringen.

Was für Fähigkeiten braucht es, um Ihrer Meinung nach ein guter Politiker, eine gute Politikerin zu sein?

Ein klarer eigener Standpunkt zu haben und für diesen einzustehen. Dazu Teamfähigkeit und Freude am parlamentarischen Arbeiten. Vorteilhafterweise ist man in der Gesellschaft integriert und auch engagiert. Und wer sich bereits beruflich und ehrenamtlich bewährt , hat gute Voraussetzungen für die Aufgabe.

Haben Sie neben ihrem politischen Engagement in der Partei noch Zeit für Hobbies?

Die meiste Zeit beanspruchen mich zur Zeit Verpflichtungen in Nonprofitorganisationen (NPOs). Daneben schaffe ich mir reichlich Nischen für Sport (Wandern, Velofahren, Golf) sowie Zeit für kulturelle Angebote.

Kennen Sie die Plattform Seniors@Work?

Nein, bin aber gespannt sie kennen zu lernen.

Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern des Blogs von Seniors@Work mit auf den Weg geben?

Engagieren Sie sich im politischen und gesellschaftlichen Rahmen nach ihrer Möglichkeit und Ihrem Gusto. Unsere Gesellschaft lebt zu einem hohen Masse von Freiwilligenarbeit, welche zu einer Bereicherung für die Gesellschaft, aber auch für alle Freiwilligen werden kann und dies meist auch tut.

Lieber Marcel Rünzi, ganz herzlichen Dank für Ihre offenen Worte. Wir drücken Ihnen für einen erfolgreichen Wahlkampf sehr herzlich die Daumen und wünschen Ihnen Erfolg, Zufriedenheit, Glück und vor allem Gesundheit.

Beatrice Isler

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