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Pensioniert und bereit zu arbeiten – Wie man Hindernisse überwindet und Chancen nutzt

Ein 64-jähriger Maschinenbauingenieur aus Basel steht vor der Pensionierung. Jahrzehntelange Erfahrung, ein Netzwerk aus hunderten Kontakten und das Wissen um jeden Kniff seines Fachs – doch der Arbeitsmarkt scheint für ihn bereits verschlossen. Gleichzeitig sucht ein KMU in der Region händeringend nach erfahrenen Fachkräften. Ein Paradox, das täglich in der Schweiz stattfindet und zeigt: Wir verschwenden wertvolle Ressourcen.

Die Realität sieht ernüchternd aus: Während 580’000 Personen zwischen 50 und 64 Jahren in der Schweiz über das Rentenalter hinaus arbeiten möchten (Deloitte, 2019), wurden 2019 nur 1% der neu eingestellten Erwerbstätigen im Alter von 65 Jahren oder älter eingestellt (Swiss Life, 2021). Diese Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage offenbart ein systemisches Problem, das sowohl Unternehmen als auch motivierte Senior Talents betrifft.

Wenn Erfahrung zur Bürde wird: Hürden im Arbeitsmarkt für 50plus

Der Schweizer Arbeitsmarkt zeigt sich paradox: Während überall über Fachkräftemangel geklagt wird, erleben Menschen ab 50 Jahren systematische Benachteiligungen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mehr als 60% der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 50plus in der Schweiz fühlen sich in der Lage, bis zum Rentenalter oder darüber hinaus zu arbeiten – jedoch nur 29% glauben, dass ihnen diese Möglichkeit auch angeboten wird (Deloitte, 2023).

Diese Kluft zwischen Selbsteinschätzung und Marktreaktion entsteht durch tief verwurzelte Stereotype. Personalverantwortliche assoziieren ältere Bewerber oft mit höheren Kosten, geringerer Flexibilität und begrenzter Technologieaffinität. Ein pensionierter Buchhalter aus Zürich, der sich auf eine Teilzeitstelle bewirbt, kämpft gegen das Vorurteil an, er sei weniger belastbar oder lernfähig als jüngere Kandidaten.

Besonders problematisch erweist sich die Wahrnehmung digitaler Kompetenzen. Während ein 58-jähriger Projektleiter möglicherweise jahrzehntelange Erfahrung in der Führung komplexer Vorhaben mitbringt, wird er aufgrund seines Alters als «digital rückständig» eingestuft. Diese Annahme ignoriert die Tatsache, dass viele Senior Talents ihre digitalen Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickelt haben und oft pragmatischere Lösungsansätze verfolgen als jüngere Kollegen.

Ein weiteres Hindernis stellt das gesetzliche Rentenalter dar. Wie Deloitte (2019) feststellte, verhindert das gesetzliche Rentenalter oft, dass motivierte Ältere länger arbeiten. Bürokratische Hürden, komplizierte Sozialversicherungsregelungen und unklare rechtliche Rahmenbedingungen schrecken sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer ab.

Die Bewerbungspraxis selbst wird zur Stolperfalle. Während jüngere Bewerber auf moderne Recruiting-Kanäle setzen, verlassen sich viele Senior Talents auf traditionelle Bewerbungswege. Gleichzeitig bevorzugen Unternehmen zunehmend digitale Auswahlverfahren, die ältere Kandidaten benachteiligen können.

Die unterschätzte Goldmine: Vorteile von Senior Talents als Arbeitskräfte

Wer glaubt, dass Alter automatisch Leistungseinbussen bedeutet, irrt gewaltig. Senior Talents bringen eine einzigartige Kombination aus Eigenschaften mit, die in der heutigen Arbeitswelt besonders wertvoll sind. Ihre Erfahrung ist nicht nur theoretisches Wissen, sondern praktische Problemlösungskompetenz, die über Jahre hinweg verfeinert wurde.

Ein pensionierter Elektriker aus Bern weiss nicht nur, wie man Kabel verlegt, sondern auch, welche Fallstricke bei verschiedenen Gebäudetypen lauern. Diese intuitive Kompetenz lässt sich nicht in Lehrbüchern nachlesen oder in Schnellkursen erlernen. Sie entsteht durch jahrzehntelange Praxis und macht Senior Talents zu wertvollen Mentoren für jüngere Kollegen.

Die Zuverlässigkeit älterer Mitarbeitender ist legendary. Während jüngere Angestellte häufiger den Arbeitsplatz wechseln, bleiben Senior Talents oft über Jahre hinweg loyal. Sie bringen eine Arbeitsethik mit, die von Pflichtbewusstsein und Qualitätsanspruch geprägt ist. Ein pensionierter Lehrer, der in einem Nachhilfeinstitut arbeitet, wird selten spontan absagen oder nachlässig vorbereitet erscheinen.

Überraschend ist die Erkenntnis, dass 55plus-Beschäftigte sich in puncto Veränderungsbereitschaft positiver einschätzen als jüngere Kollegen (Hays, 2023). Dieses Ergebnis widerspricht dem weit verbreiteten Klischee des «unflexiblen Seniors». Tatsächlich haben viele ältere Arbeitnehmer bereits mehrere Umbrüche in ihrer Karriere erfolgreich gemeistert und besitzen dadurch eine hohe Anpassungsfähigkeit.

Die emotionale Intelligenz von Senior Talents stellt einen weiteren Vorteil dar. Jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Menschen, in der Konfliktlösung und in der Kommunikation macht sie zu wertvollen Teammitgliedern. Eine pensionierte Pflegefachfrau, die in einer Arztpraxis arbeitet, versteht es oft besser als jüngere Kollegen, besorgte Patienten zu beruhigen und komplexe Situationen zu entschärfen.

Kundenbeziehungen profitieren ebenfalls von altersgemischten Teams. Wie die OECD (2020) feststellte, kann eine altersdiverse Belegschaft zu besseren Kundenbeziehungen führen. Ältere Kunden fühlen sich oft wohler, wenn sie von Gleichaltrigen beraten werden, während jüngere Kunden die Erfahrung und Ruhe schätzen, die Senior Talents ausstrahlen.

Die Mentoring-Funktion darf nicht unterschätzt werden. Senior Talents fungieren als Wissensvermittler und helfen dabei, wichtige Unternehmenskultur und -praktiken an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Ein pensionierter Handwerksmeister, der projektweise in seinem ehemaligen Betrieb arbeitet, verhindert, dass wertvolles Know-how verloren geht.

Bewährte Wege zum Erfolg: Strategien für die Jobsuche 50plus

Die Jobsuche für Senior Talents erfordert andere Strategien als die klassische Bewerbung. Erfolgreiche Kandidaten setzen auf eine Kombination aus traditionellen Methoden und modernen Ansätzen, die ihre Stärken optimal zur Geltung bringen.

Der wichtigste Erfolgsfaktor ist die Fokussierung auf die eigenen Stärken. Anstatt zu versuchen, jünger zu wirken, sollten Senior Talents ihre Erfahrung und Expertise in den Vordergrund stellen. Ein pensionierter Ingenieur bewirbt sich nicht als «dynamischer Newcomer», sondern als «erfahrener Problemlöser mit 30 Jahren Branchenerfahrung».

Netzwerken erweist sich als besonders erfolgreich. Viele Positionen für Senior Talents werden nicht öffentlich ausgeschrieben, sondern über persönliche Kontakte vergeben. Ein pensionierter Verkaufsleiter nutzt seine langjährigen Geschäftsbeziehungen, um Beratungsaufträge zu akquirieren. Diese Strategie funktioniert besonders gut in kleineren Unternehmen und spezialisierten Branchen.

Flexible Arbeitsmodelle öffnen neue Türen. Viele Senior Talents suchen nicht mehr die klassische Vollzeitstelle, sondern projektbasierte Tätigkeiten, Teilzeitarbeit oder Beratungsmandate. Diese Flexibilität kommt auch Unternehmen entgegen, die kurzfristig Expertise benötigen, aber keine langfristigen Verpflichtungen eingehen möchten.

Die Digitalisierung der Bewerbung darf nicht vernachlässigt werden. Auch wenn viele Senior Talents traditionelle Bewerbungswege bevorzugen, führt kein Weg an Online-Jobbörsen und digitalen Plattformen vorbei. Wichtig ist dabei, die digitale Präsenz professionell zu gestalten und dabei authentisch zu bleiben.

Spezialisierte Plattformen wie SeniorsAtWork bieten pensionierten Arbeitskräften gezielte Unterstützung beim Wiedereinstieg ins Berufsleben. Diese Plattformen verstehen die besonderen Bedürfnisse von Senior Talents und vermitteln zwischen motivierten Kandidaten und aufgeschlossenen Arbeitgebern.

Weiterbildung spielt eine wichtige Rolle, sollte aber strategisch eingesetzt werden. Anstatt zu versuchen, alle neuesten Trends zu verfolgen, konzentrieren sich erfolgreiche Senior Talents auf Bereiche, die ihre bestehenden Kompetenzen ergänzen. Eine pensionierte Erzieherin, die in der Personalentwicklung arbeiten möchte, absolviert gezielte Kurse in modernen Lernmethoden.

Ein erfolgreiches Beispiel aus der Praxis ist CARIFY, das Senior Talents als verlässliche Chauffeure einsetzt. Das Unternehmen erkannte, dass ältere Fahrer oft verantwortungsvoller und kundenorientierter agieren als jüngere Kollegen. Dieses Beispiel zeigt, wie Unternehmen die spezifischen Stärken von Senior Talents nutzen können.

Rahmenbedingungen für den Wandel: Politik und Organisation als Wegbereiter

Der erfolgreiche Einsatz von Senior Talents erfordert nicht nur individuelle Anstrengungen, sondern auch strukturelle Veränderungen. Politik und Unternehmen müssen gemeinsam Rahmenbedingungen schaffen, die eine altersinklusive Arbeitswelt ermöglichen.

Flexible Arbeitsmodelle stehen im Zentrum dieser Bemühungen. Viele Senior Talents suchen nicht die klassische 40-Stunden-Woche, sondern projektbasierte Tätigkeiten, Teilzeitarbeit oder saisonale Beschäftigung. Unternehmen, die diese Flexibilität bieten, erschliessen sich einen wertvollen Talentpool. Ein Architekturbüro in Lausanne beschäftigt pensionierte Fachkräfte für spezielle Projekte und profitiert von deren Expertise, ohne langfristige Verpflichtungen einzugehen.

Die Sozialversicherungsregelungen müssen überarbeitet werden. Komplizierte Bestimmungen über Rentenbezug und Erwerbstätigkeit schrecken sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer ab. Klarere Regelungen und weniger bürokratische Hürden würden mehr Senior Talents ermutigen, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen.

Altersdiskriminierung muss aktiv bekämpft werden. Das beginnt bereits bei Stellenausschreibungen, die subtil jüngere Bewerber bevorzugen. Begriffe wie «Digital Native» oder «dynamisches junges Team» signalisieren älteren Bewerbern, dass sie nicht erwünscht sind. Unternehmen sollten ihre Recruiting-Praktiken überdenken und altersinklusive Sprache verwenden.

Mentoring-Programme können Brücken zwischen den Generationen bauen. Wenn Senior Talents als Mentoren für jüngere Mitarbeitende fungieren, entsteht ein Wissenstransfer, der beiden Seiten nützt. Ein pensionierter Bankangestellter, der junge Berater coacht, gibt nicht nur fachliches Wissen weiter, sondern auch wichtige Soft Skills.

Die Arbeitsplatzgestaltung sollte altersgerecht erfolgen. Das bedeutet nicht nur ergonomische Möbel, sondern auch die Berücksichtigung unterschiedlicher Arbeitsstile und Kommunikationspräferenzen. Ein altersgemischtes Team funktioniert am besten, wenn alle Mitglieder ihre Stärken einbringen können.

Lebenslanges Lernen muss gefördert werden. Unternehmen sollten Weiterbildungsmöglichkeiten nicht nur jüngeren Mitarbeitenden anbieten, sondern auch Senior Talents dabei unterstützen, ihre Kompetenzen zu erweitern. Dies kann durch interne Schulungen, externe Kurse oder Peer-Learning-Programme geschehen.

Erfolgsgeschichten als Inspiration: Wenn Theorie zur Praxis wird

Die Praxis zeigt, dass eine altersinklusive Arbeitswelt nicht nur möglich, sondern auch profitabel ist. Erfolgsgeschichten aus verschiedenen Branchen beweisen, dass Senior Talents wertvolle Beiträge leisten können, wenn man ihnen die Chance gibt.

In der Bildungsbranche arbeiten viele pensionierte Lehrkräfte erfolgreich als Nachhilfelehrer oder Kursleiter. Ihre pädagogische Erfahrung und Geduld machen sie zu geschätzten Mentoren. Ein pensionierter Mathematiklehrer aus St. Gallen hilft Gymnasiasten bei der Prüfungsvorbereitung und erzielt dabei oft bessere Ergebnisse als jüngere Kollegen, weil er verschiedene Lerntypen und -schwierigkeiten aus jahrzehntelanger Praxis kennt.

Im Handwerk bewähren sich Senior Talents als Qualitätskontrolleure und Berater. Ein pensionierter Schreiner arbeitet projektweise für verschiedene Tischlereien und bringt sein Fachwissen ein, ohne dass die Betriebe langfristige Verpflichtungen eingehen müssen. Seine Expertise hilft dabei, Fehler zu vermeiden und Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Die Beratungsbranche profitiert besonders von der Erfahrung älterer Fachkräfte. Pensionierte Manager beraten KMUs bei strategischen Entscheidungen und bringen dabei eine Perspektive ein, die jüngere Berater nicht haben können. Ein ehemaliger Produktionsleiter aus der Maschinenindustrie hilft kleineren Betrieben dabei, ihre Prozesse zu optimieren und von seinen Erfahrungen mit ähnlichen Herausforderungen zu profitieren.

Auch im sozialen Bereich finden Senior Talents sinnvolle Tätigkeiten. Pensionierte Erzieherinnen unterstützen Kindertagesstätten bei der Personalentwicklung und geben ihr Wissen an jüngere Kollegen weiter. Ihre Erfahrung im Umgang mit Kindern und Eltern macht sie zu wertvollen Ressourcen für die Qualitätsentwicklung.

Bibliotheken und Archive profitieren von der Gründlichkeit und dem Detailwissen älterer Mitarbeitender. Senior Talents, die Schichten in Bibliotheken betreuen, bringen oft eine andere Herangehensweise an Kundenservice mit als jüngere Kollegen. Sie nehmen sich Zeit für Beratungsgespräche und können aufgrund ihrer Lebenserfahrung oft passendere Empfehlungen geben.

Der Weg in eine altersinklusive Zukunft

Die Schweizer Arbeitswelt steht vor einem Wendepunkt. Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel zwingen Unternehmen dazu, ihre Einstellung zu älteren Arbeitnehmern zu überdenken. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Wer auf die Expertise und Motivation von Senior Talents verzichtet, verschwendet wertvolle Ressourcen.

Erfolgreiche Unternehmen erkennen bereits heute, dass Alter nicht automatisch Leistungseinbussen bedeutet. Im Gegenteil: Die Kombination aus Erfahrung, Zuverlässigkeit und emotionaler Intelligenz macht Senior Talents zu wertvollen Teammitgliedern. Ihre Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen, Teams zu stabilisieren und Wissen zu vermitteln, ist in einer schnelllebigen Arbeitswelt besonders gefragt.

Die Herausforderung besteht darin, Strukturen zu schaffen, die eine altersinklusive Arbeitswelt ermöglichen. Flexible Arbeitsmodelle, klare rechtliche Rahmenbedingungen und eine Kultur der Wertschätzung sind die Grundvoraussetzungen für diese Transformation.

Für Unternehmen bedeutet dies konkret: Überdenken Sie Ihre Recruiting-Strategien, schaffen Sie flexible Arbeitsmöglichkeiten und nutzen Sie die Erfahrung älterer Mitarbeitender als Wettbewerbsvorteil. Die Investition in altersgemischte Teams zahlt sich nicht nur wirtschaftlich aus, sondern trägt auch zu einer vielfältigeren und resilienteren Unternehmenskultur bei.

Der Wandel hat bereits begonnen. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern sich einen Vorsprung im Wettbewerb um die besten Talente – unabhängig vom Alter. Die Frage ist nicht, ob sich eine altersinklusive Arbeitswelt durchsetzen wird, sondern wann und wer die Vorreiterrolle übernimmt.

Werden Sie Teil dieser Bewegung und entdecken Sie das Potenzial von Senior Talents für Ihr Unternehmen. Registrieren Sie sich noch heute auf SeniorsAtWork und nutzen Sie die Chance, erfahrene Fachkräfte für Ihr Team zu gewinnen. Die Zukunft der Arbeitswelt ist alterslos – gestalten Sie sie mit!

Sources and further studies:

  • Deloitte (2023): Workers wanted - The Deloitte Global Report on the Ageing Workforce
  • Deloitte (2019): Silver Workforce Study
  • Swiss Life (2021): Länger leben – länger Arbeit geben?
  • Hays (2023): Age Diversity Report
  • OECD (2020): Promoting an Age-Inclusive Workforce
  • SeniorsAtWork Plattform: Erfolgsstory CARIFY

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