Am 11. Juni 1913 wurde meine Patin geboren. Wenn ich zurück denke, dann kommen mir die verschiedensten Talente in den Sinn, die sie aus meiner kindlichen Sicht gehabt hat: Obwohl kinderlos geblieben, hatte sie Talent im Umgang mit uns Kindern. Mit mir im Speziellen, denn ich liebte es, zu ihr nach Zürich in die „Ferien“ gehen zu dürfen. Sie hat mir hartnäckig Schwimmunterricht im Zürichsee gegeben, weil sie absolut der Meinung war, ein Kind müsse schwimmen können. Was war ich stolz, als ich es konnte! Sie lernte mich diverse Kartenspiele, insbesondere Canasta. Sie machte mich auf England aufmerksam, denn sie war als junge Frau bis vor Kriegsbeginn in England gewesen. Sie liebte die Royals und erzählte mir stolz von ihrer Rückreise in die Schweiz per Flugzeug. Sie konnte Steptanzen und hatte glücklicherweise im Eingang zur Wohnung einen alten Klinkerboden. Ach, es tönte herrlich, wenn ich sie überreden konnte, mir die Schritte zu zeigen. Sie war aber – der damaligen Sitte entsprechend – nach der Heirat nicht mehr ausserhalb berufstätig, sondern kümmerte sich um sämtliche Arbeiten innerfamiliär inklusive Budget und Rechnung.

Sie war Schwägerin und beste Freundin meiner Mama, welche wahrlich auch Talente hatte. Auch meine Mama – in der Konzentration auf uns Kinder, die Familie und letztlich auf ihre zunehmend kranken Eltern – wusste ihre Begabungen einzubringen. Sie konnte sehr gut kochen, pflegte den grossen Bekanntenkreis meiner Eltern auf das Vorzüglichste und versorgte uns Kinder und später die Enkelkinder als gelernte Schneiderin top, was die Kleider anging. Sie organisierte sogar einen supertollen Schottenstoff und nähte für mich und unsere Töchter je einen „originalen“ Schottenrock, den wir mit Stolz und Würde auch trugen! Und nicht zuletzt war sie frech, witzig und voller Lachen. Mit letzterem öffnete sie Türen zu anderen Menschen und schaffte Vertrauen.

Überlegen Sie mal, liebe Leserin, lieber Leser: was haben Sie für Talente? Ich meine hier nicht nur die offensichtlichen, wie Buchhaltung, Computertechnik, Schreinerei etc, sondern eher die Verborgenen!

Der deutsche Philosoph Manfred Hinrich sagte: „Talent, sein Talent zu verkennen, hat jeder.“ Wollen wir das?

Seniors@Work will unkompliziert Talente finden, pensionierte Menschen mit Fähigkeiten, mit Wissen, mit Motivation. Natürlich auch ganz konkret Fachkräfte für Administration zum Beispiel. Für Buchhaltung. Für Revisionen. Für Projektarbeit.

Was ich aber mit alledem sagen will: packen Sie die Gelegenheit und bewerben Sie sich selbstbewusst auf denjenigen Job, der ihnen quasi ins Auge springt. Wenn man älter ist, hat man nicht nur ein grosses Fachwissen, sondern auch aufgrund der Lebenserfahrung sämtliche Talente gestärkt, einige vielleicht über Bord geworfen, andere, neue entdeckt. Es gilt, diese einzusetzen. Sie machen damit nicht nur sich eine Freude, sondern ihrer ganzen Umgebung ebenso.

Und ich hoffe, dass es auch Arbeitgebende gibt, die diesen Blog lesen, das Visier öffnen und die verborgenen Talente der Jobsuchenden erkennen.

Beatrice Isler

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