In diesen Tagen flatterte die Broschüre Fact & Figures 2019 der Abteilung Gleichstellung von Frauen und Männern des Präsidialdepartementes Basel-Stadt ins Haus. Ich fing an darin zu blättern und musste letztlich feststellen, dass die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Tat zwar besser geworden, aber immer noch hoch sind.

In Bezug auf Seniorinnen und Senioren zitiere ich gerne aus der Broschüre:

„2018 bezogen in Basel-Stadt 7919 Rentnerinnen und Rentner Ergänzungsleistungen zur AHV, davon waren 62,9% Frauen.“

Armut und mangelnde soziale Absicherung scheint noch immer ein Frauenthema zu sein. Wenn man in der Broschüre blättert und bemerkt, dass z.B. die berufliche Stellung (Nordwestschweiz 2018) in leitender Funktion bei Frauen nur 5% ausmacht, aber für 7,8% der Männer Tatsache wird, oder nur 17,5 % Frauen in Vorgesetztenfunktion stehen im Gegensatz zu 24,6% Männer, wird schon klar, wo der erste Schritt des Unterschiedes liegt.

Wenn ich dann lese, dass hauptsächlich Frauen Care-Arbeit machen und eher schlecht bezahlte Berufe ergreifen, resp. durchschnittlich bei gleichem Jobprofil 18,3% weniger verdienen als Männer, wurmt mich das schon ein wenig. Kein Wunder, heisst es dann:

„Die durchschnittliche Pensionskassenaltersrente bei Neueintritt der Männer lag im Jahr 2017 bei rund 2894 Franken pro Monat, die  der Frauen bei 1619 Franken.“

Teilzeitpensen, Scheidungen, Familienplanung – all dies sind einschneidende Faktoren. Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen auch über das Pensionsalter hinaus sehr darum bemühen, einen Job zu bekommen, resp. in ihrem Job bleiben zu können. Eigentlich müsste die Wirtschaft dankbar sein, wenn Seniorinnen und Senioren sich aktiv einbringen. Es wäre eine klassische Win-Win-Situation. Interessierte Menschen bringen ihre Lebens- und Berufserfahrung ein und können somit ihren Lebensunterhalt im Alter sichern.

Eigentlich möchte ich so gerne die Wirtschaft auffordern, sich mal bei den Seniorinnen und Senioren bei seniors@work umzuschauen! Unglaublich das Know-how, welches sich hier präsentiert…. Einfach zu schade, um nicht abgerufen zu werden!

Vor knapp 10 Jahren gründeten wir das O€CO KMU-Netzwerk, seit 2015 bin ich Präsident des Vereins. Der Verein versteht sich als Think Tank für alle, die Wert auf eine nachhaltige Umwelt-, Energie- und Wirtschaftspolitik legen: KMU, Verbände, Verwaltungen, Institutionen, Politik und Öffentlichkeit. Der Verein verfolgt den Zweck, eine ökologische und liberale Wirtschaftspolitik über ein breites, kontrolliert wachsendes Netzwerk zu fördern.

Gleich lang bin ich für den Verein mebea (mensch I beruf I arbeit) in Pratteln tätig, der sich für die Arbeitsintegration von Menschen einsetzt – vor allem im kaufmännischen Bereich. Seit 2018 bin ich Präsident von mebea und betreue nebenbei als Kommunikationsberater einzelne Mandate im Bereich Politik und Wirtschaft.

Das Thema Kommunikation beschäftigt mich seit meinen 23. Lebensjahr; inzwischen sind 45 Jahre vergangen. In grossen und kleineren Kommunikationsagenturen und im Speziellen in der eigenen Agentur sowie in der Politik wird immer wieder bestätigt, dass man aus einem Kartoffelsack und einer Million Franken keinen Bundesrat machen kann. Dass das geht soll in den frühen 70er-Jahren ein bekannter Zürcher PR-Berater im Beisein von Freunden gesagt haben – vermutlich nach einigen Flaschen Rotwein in der Kronenhalle. Fakt ist, dass Kommunikation noch nie auf diese Art funktioniert hat.

Senioren stehen für Erfahrung und Seriosität
Bis heute berate ich Firmen, Exponenten aus der Politik, Verbände und Non-Profit-Organisationen bei der Entwicklung von Strategien und deren Umsetzung.

Ich habe noch nie erlebt, dass sich Produkte und Menschen ohne Profil verkaufen lassen. Ein Profil besteht aus Ecken und Kanten. Ein gutes Profil entsteht durch harte Arbeit und Prozesse, die oft lange dauern und anstrengend sein können.

Es gibt sicherlich immer wieder Fälle, wo Leute mit ausgeprägtem Profil ins Rutschen kommen. Wer in die Politik einsteigt, muss wissen, dass er sich aufs glatte Parkett begibt. Viele profilierte Persönlichkeiten haben diese Erfahrung gemacht. Selbst das beste Profil schützt vor Stürzen nicht.

Was kann man dagegen tun? Man bleibt sich, seinen Zielen, seinen Werten und Fähigkeiten einfach treu. Man steht auf beiden Füssen und hält Bodenkontakt.

Auch mit 68 Jahren ist mein Tatendrang noch immer sehr gross. Ich berate – mit Unterstützung meiner Lebens- und Senior-Partnerin – Firmen, Exponenten aus der Politik, Verbände und Non-Profit-Organisationen bei der Entwicklung von Strategien und deren Umsetzung. Weiterhin engagiere ich mich als Präsident des O€CO KMU-Netzwerkes und als Präsident von mebea. Allerdings geniesse ich auch schon ein bisschen das (Teilzeit-)Rentnerdasein, indem ich öfters mal verreise oder einen faulen Tag einlege.

Stefan Kaister
Kaister Kommunikation
(Kaister & Partner)
Rütimeyerstrasse 3
CH-4051 Basel
Tel. +41 61 681 66 66
Mobil +41 79 226 79 89
[email protected]

Irgendwo, ich weiss nicht mehr wann, stolperte ich über die folgende Aussage:

„Care-Arbeit: 61% Frauen und 39% Männer leisten Care-Arbeit. Insgesamt werden jährlich 9,02 Milliarden Stunden geleistet. Das entspricht einer Franken-Leistung von 408 Milliarden! Für bezahlte Arbeit werden nur 7,9 Milliarden Stunden aufgewendet.“

Auf meiner Recherche zu dieser Aussage blieb ich an einer Publikation des Eidg. Departement des Innern / Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann, aus dem Jahr 2010 hängen. Die Publikation heisst „Care-Arbeit“.

Die Broschüre stellt in erster Linie mal fest, was viele schon wissen:

S. 7: „Insgesamt rund 2.8 Mia. Arbeitsstunden werden für die Betreuung von Kindern und Erwachsenen aufgewendet. Vier Fünftel davon macht die unbezahlte Betreuungsarbeit für Kinder und pflegebedürftige Erwachsene in Familien aus, konkret sind dies 2.3 Mia. Arbeitsstunden. Davon wiederum entfallen 2.1 Mia Stunden (über 90%) auf die Kinderbetreuung.“

S. 9 geht auf das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen ein: Für Betreuung der Erwachsenen leisten Frauen 10,7 Stunden (für Kinder 20,5 Stunden). Männer decken in demselben Bereich 7,6 Stunden ab (bei Kindern 13 Stunden).

Seniorinnen und Senioren leisten besonders viel Care-Arbeit: sie betreuen Enkelkinder, sind aktiv in der Nachbarschaftshilfe, engagieren sich in den Kirchen und Gemeinden oder Altersorganisationen. Viele Menschen im Alter 65+ betreuen ihre kranken Ehepartnerinnen und Ehepartner.

Ist man schon Seniorin oder Senior, fällt die Frage nach der Vereinbarkeit der Care-Arbeit mit dem Beruf dahin. Die physische und psychische Belastung bei der Betreuung kranker Angehöriger ist jedoch nicht zu unterschätzen. Entlastungsmöglichkeiten sind gefragt.

Sind die Betreuenden noch im Erwerbsalter braucht es das Verständnis des Arbeitgebers. Muss die Betreuungsperson ihre Arbeit aufgeben, entstehen volkswirtschaftliche Kosten: der Verlust an Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträgen zum Beispiel. Längerfristig entstehen Kosten bei der Sozialhilfe oder bei der Ergänzungsleistung.

Personen mit Care-Arbeit sind häufiger erwerbslos. Teilzeitjobs sind nicht wie Sand am Meer zu finden, insbesondere dann nicht, wenn Mann oder Frau bereits in einem höheren Alter steht. Und leider stehen ausserberuflich erworbene Kompetenzen nicht auf der Wunschliste der Arbeitgebenden – wie kurzsichtig! Nicht von ungefähr heisst die Website von seniors@work „Job-Plattform für pensionierte Talente“! Denn Know-how, Talent und eine immense Erfahrung haben nur Menschen in einem höheren Alter.

Quelle:

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/medienmitteilungen.assetdetail.3882343.html

In der zweiten September-Woche 2019 veröffentlichte der Kanton Basel-Stadt seine Leitlinien „Basel 55+“. Was ist unter einem solchen Papier zu verstehen?

Warum „Basel 55+“ 

Fangen wir vor vorne an: Im Kanton Basel-Stadt hat das Gesundheitsdepartement (GD) im Jahre 2013 den Vorschlag umgesetzt, dass Seniorenorganisationen mit Arbeitsgruppen Lösungen für Probleme suchen, welche die ältere Bevölkerung betreffen. 

Als Themenschwerpunkte wurden Betreuung und Pflege, Existenzsicherung, Gesundheitsförderung und Prävention, Information, Integration und Migration sowie Generationenbeziehungen, Potenziale und Fähigkeiten, Sicherheit und Mobilität, Vernetzung und neue Technologien, Versorgungssicherheit sowie Wohnen festgesetzt. 

Vielfalt der älteren Bevölkerungsgruppe berücksichtigen 

Im September 2019 wurde erläutert, dass moderne Alterspolitik verschiedene Generationen, aber auch die Vielfalt der älteren Bevölkerungsgruppe mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen umfasst. Die aktuellen Leitlinien umfassen einzelne Themen wie zum Beispiel Autonomie, Subsidiarität und Zusammenarbeit. In jedem einzelnen Stichwort steht zuerst, was der Kanton fördert oder für was er sich einsetzt. Zu jedem Stichwort erläutert der Kanton auch das Thema und gibt entsprechende Hintergrundinformationen. 

Leitlinie Nr. 11 trägt beispielsweise den Titel „Potenziale und Fähigkeiten“. Dort steht, dass der Kanton „wohnortnahe Selbst- und Nachbarschaftshilfe“ unterstützt. Und: „Er entwickelt Massnahmen zur Anerkennung der nachberuflichen und nachfamiliären Freiwilligenarbeit.“ Im erklärenden Text wird unter anderem auf die Lebensphase nach der Pensionierung eingegangen. Letztere setzt ja neue zeitliche Ressourcen frei. 

Soweit so gut. 

Hochgesteckte Ziele 

Etwas kritisch hinterfragt sind diese Leitlinien in erster Linie Bekenntnisse zu den diversen Themenpunkten – nicht mehr und nicht weniger. Ich meine, jeder einzelne Punkt wurde sicher vertieft analysiert. Die Ziele sind aber hochgesteckt, der Ideen stehen viele im Raum. So oder so wird sich in ein paar Jahren weisen, ob der Kanton Basel-Stadt seine neu definierten Ziele erreichte oder ob er von der Geschichte überrollt oder überholt worden ist. Und hoffen wir, dass die Ideen keine Papiertiger werden. 

Habe ich Sie gluschtig gemacht, die Leitlinien zu studieren? Auf www.aelterbasel.ch finden Sie vielerlei Informationen sowie auch die neue Zusammenstellung der oben erwähnten Schlagwörtern in der Broschüre „Basel55+“.

Das Bundesamt für Statistik schreibt:

Aktives Altern heisst, dass Menschen die Möglichkeit haben, im zunehmenden Alter ihre Gesundheit zu wahren, am Leben ihrer sozialen Umgebung teilzunehmen, ihre persönliche Sicherheit zu gewährleisten und derart ihre Lebensqualität zu verbessern (WHO, 2002).

Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa hat einen Index für aktives Altern AAI geschaffen. Er weist aus, in welchem Umfang das Potenzial älterer Menschen ausgeschöpft wird, und zwar in drei verschiedenen Bereichen: Beschäftigung, soziale Teilhabe und unabhängiges Leben. Der AAI enthält ausserdem einen vierten Bereich, der über die eigentlichen Erfahrungen mit aktivem Altern hinausgeht. Er erfasst die Unterschiede zwischen den Ländern in Bezug auf die Situation ihrer älteren Bevölkerung und die Schaffung eines günstigen Umfelds für aktives Altern.

Was heisst für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, aktives Altern? Wie äussert sich das für Sie?

Meine persönliche Definition lautet in etwa so:

  • Weiterhin starke Neugierde auf alles ringsum.
  • Das Bedürfnis, sich von den Widrigkeiten des Älterwerdens nicht ausbremsen zu lassen.
  • Empathie und Offenheit den Menschen gegenüber.
  • Lebenslanges Lernen.

In diesem Sinne: freuen wir uns doch auf aktives Älterwerden!

Beatrice

 

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